Logo
Aktuell Prävention

Die Alltagsdrogen im Visier

An Mössingens Schulen geht es in der letzten Schulwoche um den Umgang mit Nikotin, Alkohol und vieles mehr.

Sarah Heuberger von der Tima Tübingen klärt über Essstörungen auf.     foto: kramer
Sarah Heuberger von der Tima Tübingen klärt über Essstörungen auf.     foto: kramer Foto: Lena Kramer
Sarah Heuberger von der Tima Tübingen klärt über Essstörungen auf.     foto: kramer
Foto: Lena Kramer

MÖSSINGEN. Die letzte Woche vor den Sommerferien war an der Friedrich-List- Gemeinschaftsschule in Mössingen dem Thema Suchtprävention und Alltagsdrogen gewidmet. Doch auch der Umgang mit dem eigenen Körper und Gefahren durch Essstörungen sowie Piercings und Tätowierungen sollten den Schülerinnen und Schülern nahe gebracht werden.

Die Aktionswoche der Gemeinschaftsschule war als begleitendes Programm zu den am Donnerstag zu Ende gegangenen Jugendfilmtagen »Nikotin und Alkohol – Alltagsdrogen im Visier« sowie den Mitmachaktionen in der Langgasshalle gedacht. Veranstaltet wurde die bisher größte Mössinger Aktion zu Alltagsdrogen vom Jugendreferat der Stadt in Kooperation mit verschiedenen Akteuren der Suchtprävention. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterstützte die Präventionswoche.

Input von Experten

Durch interaktive Angebote sowie Filme und Vorträge wurden den über 700 Schülern des Quenstedt-Gymnasiums sowie der Friedrich-List-Gemeinschaftsschule die Gefahren, die Alltagsdrogen bergen, näher gebracht. Alle Klassen und Lehrer der Gemeinschaftsschule waren in die Aktionswoche eingebunden. Daher gab es dem Alter der Kinder angepasste Schwerpunkte.

Neben Alkohol und Nikotin spielten auch gesunde Ernährung und Bewegung eine Rolle. Vor allem in den unteren Stufen gab es ein breites Bewegungsangebot. Am Ende der Woche stand noch ein Highlight an: Die Schüler wurden mit alkoholfreien Drinks der Trinkbar Tübingen in die Sommerferien entlassen.

Schulleiter Udo Kranich betont, es sei gut, dass die Schule gerade in der letzten Woche offener gestaltet wird. So können sich alle anders bewegen, verhalten und einbringen. Ihm ist es wichtig, die Schüler auf Alltagsthemen und das Leben vorzubereiten.

Dazu gehört auch der Umgang mit dem eigenen Körper. Vor allem bei den Acht- und Neuntklässlern der Gemeinschaftsschule setzten die Lehrerinnen für Suchtprävention, Melanie Nübling und Britta Schreiber, auf Experten, die den Unterricht besuchen und aus eigener Erfahrung berichten können. Nach einigem Vorbereiten hätten die Lehrerinnen gemerkt, dass es nicht möglich ist, Inhalte glaubhaft zu vermitteln, von denen man selbst nur wenig Ahnung hat. »Sich als Schule zu öffnen und den Background der Experten einzubinden ist wirklich von Vorteil«, sagt auch Lehrerin Melanie Nill. Bei den Schülerinnen und Schülern kommt das gut an: »Wir würden uns wünschen, dass es mehr Tage gibt, an denen Experten kommen. Man kann Fragen stellen, die einen auch privat interessieren«, sagt Selina aus der 9c.

Gefahren beim Piercen

Das Lehrerteam hat daher den Piercer Roy Vinnai aus Tübingen und den Tätowierer Hamdi von Tattoo Village aus Rottenburg eingeladen. Die Vorgabe der Schule: Die Vorträge sollen keine Werbeveranstaltung sein, sondern aufklären. Es dürfen keine Flyer ausgelegt werden und beide haben von der Schule einen Katalog mit kritischen Fragen zu ihrer Tätigkeit erhalten, die sie den Schülern beantworten sollen. Beim Tätowieren als auch beim Piercen gibt es hohe gesundheitliche Risiken, die mitbedacht werden müssen. Beispielsweise wird das Lymphsystem bei großflächigen Tätowierungen stark belastet oder es können beim Piercen Nerven getroffen werden. Deshalb rät Vinnai besonders von den in Mode gekommenen sogenannten Smileypiercings ab.

Die Warnungen des Piercers haben sichtlich Eindruck bei einigen Schülerinnen hinterlassen: »Ich überlege mir jetzt noch mal, ob ich mir wirklich ein Piercing stechen lassen soll«, sagt Lena aus der 9c.

Zu Essstörungen gab es einen Workshop von Sarah Heuberger von der Mädchenberatungsstelle Tima Tübingen. Diesmal wurde der nicht nur für Mädchen, die häufiger als Jungen von Essstörungen betroffen sind, sondern für die ganze Klasse angeboten.

Auch beim Thema Alkohol und Nikotin setzte die Schule auf die Expertise der Suchtberater von der Caritas Reutlingen und der Jugend- und Drogenberatung Tübingen. Ziel war es, die Schüler zu sensibilisieren. »Es wird klar, was Alkohol anrichtet. Man geht in Zukunft vielleicht vorsichtiger damit um«, sagt Selina. Die Berührungspunkte seien im Alltag schon da, Rauchen spiele aber in ihrem Umkreis noch nicht wirklich eine Rolle. Genau hier soll das Präventionsprogramm der Schule ansetzen: Auf die Bedürfnisse und Problemen der Jugendlichen eingehen und aufklären, bevor gesundheitlicher Schaden entsteht.

Andere Schüler haben bereits ihren persönlichen Umgang mit dem Thema Alltagsdrogen gefunden: »Ich trinke und rauche aus Überzeugung nicht, da ich viel Fußball spiele. Das wird auch von meinem Umfeld gut aufgenommen«, sagt der Neuntklässler Emre. (GEA)