TÜBINGEN. Der Landkreis Tübingen tut sich schwer im Kampf gegen zu viele Pfunde: Laut einer aktuellen Auswertung mussten im Jahr 2022 6.523 AOK-Versicherte wegen starken Übergewichts in ärztliche Behandlung, fünf Jahre zuvor waren es 6.341. Das entspricht einer jährlichen durchschnittlichen Steigerung von 1,3 Prozent. Die Zahl der von Bluthochdruck betroffenen Versicherten im Landkreis sank dagegen um 540 auf 21.797 im selben Zeitraum und damit um jährlich 0,5 Prozent.
Spitzenreiter in Europa
Mit Blick auf Deutschland und Europa zeigt sich, dass die Menschen in der Region von einem bedenklich hohen Niveau aus starten. Übergewicht, das für die Entstehung von Bluthochdruck eine bedeutende Rolle spielt, ist in den westlichen Industrieländern, insbesondere auch in Deutschland, zunehmend verbreitet. »Bei Adipositas, also starkem Übergewicht, liegt Deutschland auf Platz eins in der Europäischen Union. Etwa jeder zweite Erwachsene und etwa jedes vierte Schulkind in Europa sind übergewichtig«, sagt Dr. Sabine Hawighorst-Knapstein, Fachärztin für Ernährungs- und Sportmedizin bei der AOK. Zur Entstehung von Übergewicht oder Adipositas tragen verschiedene Risikofaktoren bei. Dazu zählen einerseits Überernährung und Bewegungsmangel, aber auch genetische, psychologische und soziale Faktoren sowie bestimmt Erkrankungen und Medikamente können die Ursache sein.
Zu viel Gewicht wiederum spielt eine bedeutsame Rolle bei der Entstehung von Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck. Besonders gesundheitsgefährdend ist es, wenn Übergewicht und Bluthochdruck zusammen auftreten. Laut AOK-Auswertung führt dies vielfach zu einer deutlichen Erhöhung des Risikos von schweren Folgeerkrankungen: Diabetes plus 200 Prozent, Lymphödem plus 190 Prozent, Atemnotsyndrom plus 185 Prozent, Dialysepflicht plus 175 Prozent, Schlafstörungen plus 160 Prozent, Gicht plus 150 Prozent, respiratorische Insuffizienz plus 145 Prozent, Herzinsuffizienz plus 130 Prozent, Herzinfarkt plus 120 Prozent, Niereninsuffizienz plus 110 Prozent und Post-Covid plus 90 Prozent.
Wenig tierisches Fett
Zur Vorbeugung von Übergewicht und Bluthochdruck trägt ein gesunder Lebensstil bei. »Insbesondere eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung sind wichtig«, rät die AOK-Ärztin. »So fördert etwa die Mittelmeerküche mit viel Gemüse, Salat und Obst, wenig tierischem Fett, dafür mehr Fisch und dem Gebrauch von Olivenöl die Gesundheit. Regelmäßige körperliche Bewegung trainiert das Gefäßsystem und hilft, das Gewicht zu halten oder zu reduzieren.« (eg)