TÜBINGEN. »Achtung, Wespennest. Spielgerät gesperrt.« Rings um den Turm ist ein Zaun aufgestellt. Weiß-rote Bänder halten Besucher auf Abstand. Auf einem Schild ist der Grund nachvollziehbar angegeben.
Die sächsische Wespe (auf Lateinisch dolichovespula saxonica) hat sich den Turm der Rutsche auf dem Feuerwehrspielplatz in Tübingen-Lustnau für ihr Nest ausgesucht. Es ist einer der schön gestalteten Spielplätze in der Stadt, wie der Piraten-Spielplatz am Anlagensee oder der viel genutzte im Alten Botanischen Garten. Hier kommen viele Menschen auf dem Weg mit dem Fahrrad nach Bebenhausen vorbei. Der Spielplatz bietet sich für einen Stopp zum Spielen an. Viele Spielgeräte sind im Feuerwehr-Look gestaltet.
»Diese Wespenart ist sehr friedlich, geht nicht an süße Lebensmittel und lebt nur kurz. Nachdem die Geschlechtstiere ausgeflogen sind, sterben die Wespen im Nest zwischen Ende Juli und Mitte August ab. In diesem Stadium befindet sich das Nest gerade. Aus diesem Grund ist eine Umsiedlung des Nestes zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr empfehlenswert«, heißt es im Rathaus. Immerhin ist Tübingen Mitglied bei den »Kommunen für die biologische Vielfalt« und hat sich damit verpflichtet, besondere Beiträge zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten.
»Müssen Wespen in Rutschen auch geschützt werden?«, fragt sich Oberbürgermeister Boris Palmer in einem Facebook-Posting. »Ich bin da nicht so richtig entschieden, wie das zu bewerten ist.« Für die Kinder ist der Spielplatz »damit nur noch die Hälfte wert und das für den ganzen Sommer und Herbst«. Spielen ist weiterhin möglich auf dem Spielplatz. Die anderen Geräte können wie gewohnt genutzt werden. Nur der Turm und die Zugänge einschließlich der Holzbrücke sind tabu. (-jk)