STUTTGART/LICHTENSTEIN. Die Landesregierung hat sich Berichten zufolge auf fünf Flächen (1 870 Hektar) im Staatswald geeinigt, auf denen künftig bis zu 90 neue Windräder gebaut werden sollen. Eine davon liegt in Lichtenstein. Das dafür ausgewiesene Areal ist rund 120 Hektar groß. Das entspricht etwa 100 Fußballfeldern. Für Lichtensteins Bürgermeister Peter Nußbaum ist es ein Rätsel, wo diese Fläche liegen soll. Untersuchungen der Gemeinde aus dem Jahr 2014 hätten gezeigt, dass auf dem Gemeindegebiet nur eine Windkraftanlage möglich wäre und das im Gebiet Hochhart zwischen Holzelfingen und Kohlstetten.
Nußbaum verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, dass der Regionalverband Neckar-Alb sich bereits seit 2014 mit der Teilfortschreibung Windkraft des Regionalplans auseinandergesetzt und nach eingehender fachlicher Prüfung von infrage kommenden Vorranggebieten im März 2019 schließlich konstatiert hatte, dass »aufgrund der hohen und nahezu flächendeckenden Restriktionen in der Region Neckar-Alb kein substanzieller Beitrag zur Förderung der erneuerbaren Energien (in Bezug auf Windkraft) erfolgen kann.« Nußbaum geht davon aus, dass diese Schlussfolgerung weiterhin Bestand haben dürfte, erklärt er auf GEA-Nachfrage.
Mit der Teilfortschreibung sollte seines Wissens nach der Entwicklung von Windanlagenstandorten nachgegangen werden, deren Energieertrag (aufgrund Höffigkeit und/oder Anzahl der möglichen Anlagen) einen sinnvollen Beitrag zur Energiewende zu leisten vermögen. Sprich: Lichtensteins Bürgermeister geht davon aus, dass es auf dem Gemeindegebiet keine nennenswerten Flächen gibt, auf denen Windkraftanlagen einen Sinn machen, sofern sich die Anforderungen an diese nicht gewandelt haben. Mit dem entsprechenden Tenor hatte er auch eine Anfrage des Regierungspräsidiums im Auftrag des Landes beantwortet.
Denn die grün-schwarze Landesregierung möchte bei der Windkraft aufholen. Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, in den kommenden Jahren bis zu 1 000 Windräder aufzustellen. Dazu soll der Staatswald stärker genutzt werden. Im Südwesten sind im vergangenen Jahr nach Angaben des Umweltministeriums nur zwölf Windkraftanlagen ans Netz gegangen. Aktuell stehen rund 750 Windräder im Land. In diesem Jahr sind bisher 24 neue dazugekommen, wie eine Sprecherin des Umweltministeriums sagte.
Vor diesem Hintergrund hatte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (CDU), im August die Städte und Gemeinden angeschrieben und diese gebeten, das Thema Windkraft verantwortlich und konstruktiv anzugehen. Er appellierte, die Planungen für Windkraftstandorte zügig weiterzutreiben und zu einem schnellen Abschluss zu bringen. Nach Plänen Hauk werden die jetzt fest gelegten Flächen noch im Oktober in einem Angebotsverfahren veröffentlicht. Dann könnten sich interessierte Unternehmen um die Standorte bewerben.
Das Thema Windkraft ist ein heißes Eisen in Lichtenstein. In den vergangenen Jahren sorgten fünf geplante Windkraftanlagen auf Sonnenbühler Markung für Proteste und beschäftigten die Gerichte. Letztlich hatte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim aber keine Einwände gegen den Bau von Anlagen auf dem Hohfleck.
Der VGH bestätigt damit die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Sigmaringen, das 2019 festgestellt hatte, dass der geplante Windpark das drei Kilometer entfernt liegende Schloss Lichtenstein nicht beeinträchtigt. Die Planungen dafür laufen weiter. (GEA/dpa)