GUNNINGEN. Nur noch leere Metallrahmen schmückten am Wochenende plötzlich die Ortseingänge in Gunningen: Unbekannte haben in der Gemeinde im Landkreis Tuttlingen sämtliche Ortsschilder gestohlen - an allen fünf Einfahrtsstraßen des knapp 800 Einwohner zählenden Württemberger Orts, wie die Polizei am Montag mitteilte. Nun rätseln Ermittler und Rathausmitarbeiter über das Motiv für den Diebstahl.
Bisher gebe es keine Hinweise auf die Täter oder ihre Beweggründe, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Gemeinden mit klangvollen Namen wie Fucking in Österreich oder Atzenhausen in Niedersachsen hatten zwar in der Vergangenheit immer wieder mit Diebstählen ihrer Ortsschilder zu kämpfen. Aber Gunningen?
Auch im Rathaus grübelte man am Montag über den Diebstahl vom Wochenende. »Keine Ahnung, warum«, sagte Verwaltungsmitarbeiterin Angelika Scheel. »Ich kann mir wirklich nicht denken, warum jemand so was macht.« Doch es sei nicht das erste Mal, dass Ortsschilder aus dem Dorf verschwinden, sagte Scheel. Im November vergangenen Jahres habe es schon einmal eine solche Tat gegeben.
Dass wenig spektakuläre Ortsnamen nicht vor Schilderdieben schützen, hatte zuvor auch die Gemeinde Petershausen in Oberbayern erfahren müssen. Im Februar 2020 stahlen Unbekannte dort ebenfalls sämtliche Ortsschilder, insgesamt acht. Verdächtige habe man in dem Fall bislang nicht ermitteln können, sagte ein Polizeisprecher am Montag.
Beide Gemeinden mussten die Ortsschilder zunächst durch Tempo-50-Verkehrszeichen ersetzen, damit Autofahrer nicht zu schnell ins Ortsinnere fahren. Petershausens Bürgermeister Marcel Fath bezifferte den Schaden durch den Diebstahl auf mehrere Tausend Euro. In Gunningen liegt er Polizeiangaben zufolge bei rund 600 Euro.
Im Petershausener Rathaus verlor man im vergangenen Jahr trotz des Diebstahls nicht ganz den Humor. »Da die Nachfrage nach Petershausener Ortsschildern in bisher nie dagewesener Weise angestiegen ist, können Original Petershausener Ortsschilder ab sofort im Rathaus für 500 Euro/Stück bestellt werden«, schrieb der Bürgermeister auf der Gemeindeseite. »Die Übergabe erfolgt persönlich durch den Bürgermeister - samt Herkunftszertifikat.« (dpa)