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Gefälschte Impfpässe von Tübinger Arzt? Deutschlandweit Durchsuchungen

Ein Arzt aus einer Tübinger Kreisgemeinde soll gefälschte Impfpässe verkauft haben. Nun wurden deutschlandweit Wohnungen von mutmaßlichen Abnehmern durchsucht.

Gefälschte Impfpässe
Gefälschte Impfpässe unter einer Lupe (Symbolbild). Foto: Stefan Puchner
Gefälschte Impfpässe unter einer Lupe (Symbolbild).
Foto: Stefan Puchner

TÜBINGEN. Im Zuge der Ermittlungen gegen einen niedergelassenen Arzt aus einer Tübinger Kreisgemeinde wegen des Verdachts des Ausstellens unrichtiger Impfpässe sind am Dienstag dutzende weitere Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden. Das teilt die Polizei mit. Bei den insgesamt über 90 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet handelt es sich um mutmaßliche Abnehmer der falschen Dokumente.

Wie bereits berichtet, war aufgrund von Zeugenhinweisen zunächst der Arzt aus dem Landkreis Tübingen ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten.

Er soll Impfungen gegen Corona in Impfpässen dokumentiert haben, obwohl das Vakzin gar nicht verabreicht wurde. Die Privat- und Praxisräume des Mediziners sowie die Wohnungen dreier mutmaßlicher Abnehmer der Impfpässe waren daraufhin am 11. Januar durchsucht worden. 

Das dabei beschlagnahmte Beweismaterial, darunter Patientenakten, Speichermedien und Kommunikationsmittel, konnte nun größtenteils ausgewertet werden. Demnach soll der Mediziner seit Mitte des Jahres 2021, wie bislang bekannt ist, gefälschte Impfpässe für über 90 Personen ausgestellt haben. Teilweise bezahlten die mutmaßlichen Abnehmer dafür offenbar bis zu mehrere hundert Euro, in anderen Fällen soll der Arzt die nicht stattgefundenen Impfungen verbotenerweise über die Krankenkassen abgerechnet haben.

Aufgrund dessen erwirkte die Staatsanwaltschaft Tübingen wegen des Verdachts des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse weitere richterliche Durchsuchungsbeschlüsse für die Wohnungen dieser Personen. Bei der koordinierten, länderübergreifenden Vollstreckung der Beschlüsse am Dienstagmorgen wurden erneut zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt. Unterstützt wurde das Kriminalkommissariat Tübingen dabei von weiteren Kräften des Polizeipräsidiums Reutlingen, der Polizeipräsidien Freiburg, Heilbronn, Ludwigsburg, Mannheim, Pforzheim, Ravensburg und Stuttgart sowie den Strafverfolgungsbehörden aus Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Allein das Polizeipräsidium Reutlingen setzte bei dieser Aktion rund 150 Beamte ein. Im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen wurde den angetroffenen Tatverdächtigen auf richterliche Anordnung außerdem Blut zur Antikörperbestimmung entnommen. Dies soll Rückschlüsse auf erfolgte beziehungsweise nicht erfolgte Impfungen ermöglichen, teilt die Polizei mit. Die umfangreichen Ermittlungs- und Auswertungsmaßnahmen, darunter die Vernehmung von rund drei Dutzend Zeugen, werden unvermindert fortgeführt, so die Beamten. (pol)