BERLIN. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Corona-Infektionen in Deutschland ist auf dem höchsten Wert seit rund 10 Tagen - wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Zum dritten Tag in Folge kletterte die Zahl der Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche auf nun 5,5, wie aus RKI-Zahlen von Freitag hervorgeht. Zum Vergleich: Vor einem Tag lag sie bei 5,2, vor zwei Tagen bei 5,1.
Experten hatten davor gewarnt, dass die mittlerweile in Deutschland dominierende Delta-Variante wieder zu mehr Ansteckungen führen kann. Auch Lockerungen der Corona-Beschränkungen können Einfluss nehmen.
R-Wert wieder über 1
Auch die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus entscheidende Reproduktionszahl zog an. Das RKI gab diesen 7-Tage-R-Wert am Freitag mit 1,17 an (Vortag 1,09). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 117 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er anhaltend über 1, steigen die Fallzahlen. Der R-Wert lag über viele Wochen deutlich unter dieser Marke, stieg aber zuletzt kontinuierlich an.
Auch bei den von den Gesundheitsämtern ans RKI binnen eines Tages gemeldeten Corona-Neuinfektionen gab es einen Anstieg. Im Laufe des Donnerstags wurden 949 Fälle übermittelt. Am selben Tag der Vorwoche waren es 300 Fälle weniger.
Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in der dritten Welle war am 26. April 2021 mit 169,3 verzeichnet worden. Danach war sie von wenigen Ausreißern abgesehen zunächst recht stetig gesunken.
Gesundheitsministerium: Impf-Quote »deutlich über 70 Prozent«
Angesichts der rasanten Zunahme an Delta-Fällen wirbt das Bundesgesundheitsministerium für eine deutliche Kraftanstrengung bei den Impfungen in den kommenden Wochen. Erreicht werden müsse eine Quote von »deutlich über 70 Prozent« vollständig Geimpfter in der Gesamtbevölkerung, um den Herbst und Winter gut erreichen zu können, hieß es aus Ministeriumskreisen.
Wie die Lage mit der stärkeren Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Virusvariante dann sein werde, entscheide sich jetzt in den nächsten sechs bis acht Wochen. Nach Modellrechnungen mache die Schwelle 70 Prozent bei der Impfquote einen entscheidenden Unterschied, die Auslastung der Intensivstationen niedrig zu halten.
Wichtig seien nun Gelegenheiten zu unkomplizierten Impfungen vor Ort, hieß es weiter. (dpa)