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Umfrage: Mehrheit für Ende kostenloser Corona-Tests

Keine kostenlosen Tests mehr, sobald jeder die Möglichkeit hatte, sich gegen Corona impfen zu lassen: Eine Mehrheit der Bürger findet das gut. Kritik an den Plänen kommt unter anderem von den Grünen.

Corona-Tests
Eine Schnellteststelle in München. Foto: Peter Kneffel/dpa
Eine Schnellteststelle in München. Foto: Peter Kneffel/dpa

BERLIN. Das von der Bundesregierung ins Gespräch gebrachte Ende kostenloser Corona-Schnelltests für alle Bürger trifft laut einer Umfrage mehrheitlich auf Zustimmung.

Dass Tests für Ungeimpfte künftig nicht mehr gratis sein sollten, unterstützen 61 Prozent, wie die Umfrage für den ARD-»Deutschlandtrend« (Donnerstag) ergab. Dagegen gaben 35 Prozent an, dass dies in die falsche Richtung gehe.

Auch in der Politik hält die Debatte über ein mögliches Ende der kostenlosen Tests an. Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte in der ARD, die Debatte komme zur falschen Zeit, da noch mehr als 30 Millionen Menschen ungeimpft seien. Schnelltests ab Herbst kostenpflichtig zu machen, sei »nicht nur unfair, sondern vor allem schlecht, weil es uns in einen neuerlichen Blindflug in der Pandemie bringt«. Der Sozialverband VdK forderte, den Besuch in Kinos oder Restaurants weiterhin auch mit einem aktuellen negativen Test zu ermöglichen. »Würden die kostenlosen Corona-Tests abgeschafft, könnten Familien viele Freizeitangebote nicht wahrnehmen.« Geplante Ausnahmen seien zu begrüßen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verteidigte eine baldige Umstellung: »Ab Mitte Oktober sollten ungeimpfte Erwachsene, die sich hätten impfen lassen können, vor dem Restaurantbesuch für einen Antigen-Schnelltest bezahlen müssen.« Das Ministerium schlägt vor, dass es nur für Menschen, die nicht geimpft werden können oder für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt wie Schwangere oder Unter-18-Jährige, weiterhin kostenlose Tests geben soll. Der Bund übernimmt seit März die Kosten für mindestens einen Schnelltest durch geschultes Personal je Woche samt Nachweis.

Den Staat hat dies in diesem Jahr bisher rund 3,7 Milliarden Euro an Steuergeld gekostet, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage der »Rheinischen Post« (Donnerstag) mitteilte. Laut Bundesregierung soll nach dem Ende der Gratis-Tests ein »angemessener Preis« dafür selbst zu zahlen sein. Für die Testanbieter war die Vergütung zum 1. Juli auf 11,50 Euro für Sachkosten und das Testabnehmen gesenkt worden.

SPD-Kanzlerkandidat und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sieht auf absehbare Zeit ein Ende der kostenlosen Tests. Für ihn sei klar, dass jetzt, wo sich praktisch jeder und jede impfen lassen könne, bald der Zeitpunkt komme, wo sich nicht mehr jeder kostenlos werde testen lassen können, sagte Scholz bei einem Wahlkampfbesuch in Hamburg. »Wenn jetzt die nächsten und übernächsten Möglichkeiten zum Impfen nicht genutzt werden«, dann dürfe es Tests nicht mehr auf Kosten der Steuerzahler geben, betonte der Vizekanzler.

Trotz des jetzt langsameren Impftempos treffen Corona-Impfungen laut der ARD-Umfrage generell auf hohen Zuspruch. Demnach gaben 71 Prozent an, schon mindestens einmal geimpft zu sein, weitere 12 Prozent planen es »auf jeden Fall«. Mit zusammen 83 Prozent entfielen damit hierauf nun 8 Prozentpunkte mehr als im Mai, wie die ARD erläuterte. Dass sie sich »wahrscheinlich« impfen lassen wollen, gaben 4 Prozent an - dass sie dies wahrscheinlich nicht wollen oder ausschließen 12 Prozent.

Für den ARD-»Deutschlandtrend« befragte das Institut Infratest dimap den Angaben zufolge vom 2. bis 4. August 1312 Wahlberechtigte ab 18 Jahren.

Von jenen, die sich wahrscheinlich nicht oder auf keinen Fall impfen lassen wollen, gaben laut der Umfrage 69 Prozent Sorgen vor möglichen unentdeckten gesundheitlichen Folgeschäden als Hauptgrund an. Dass sie keine Sorge vor einer Corona-Ansteckung haben, sagten demnach 15 Prozent, 8 Prozent sind nach eigenen Angaben grundsätzlich gegen Impfungen. Eine von der Bundesregierung ausgeschlossene Impfpflicht lehnten in der Umfrage 50 Prozent ab, 46 Prozent befürworteten dies.

In einer Umfrage des Instituts Forsa für die RTL-Mediengruppe sprach sich zudem eine Mehrheit für mögliche besondere Corona-Beschränkungen für Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, aus. Richtig fänden dies demnach 69 Prozent der Befragten und nicht richtig 28 Prozent. Wenn in Restaurants, Kinos, Theatern oder anderen Freizeiteinrichtungen künftig nur noch vollständig Geimpfte oder Genesene Zutritt hätten, fänden dies demnach 55 Prozent richtig und 41 Prozent nicht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten wollen am kommenden Dienstag über den Corona-Kurs für Herbst und Winter beraten. Streit gibt es unter anderem um Vorstellungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass bestimmte Beschränkungen bei höheren Infektionszahlen nur für Ungeimpfte gelten könnten. (dpa)