KIEW: Der Brand in einem Gebäude des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist nach Behördenangaben gelöscht worden. Es habe dabei keine Toten oder Verletzten gegeben, teilt das ukrainische Innenministerium am Morgen auf Twitter mit. Gebrannt habe ein Trainingskomplex.
Nach Darstellung der ukrainischen Behörden gibt es keine erhöhte Strahlung. Es seien keine Veränderungen registriert worden, teilt die zuständige Aufsichtsbehörde bei Facebook mit. »Für die Sicherheit von Kernkraftwerken wichtige Systeme sind funktionsfähig.« In dem AKW sei aktuell nur der vierte Block in Betrieb. In einem Block liefen geplante Reparaturarbeiten, andere seien vom Netz genommen, hieß es.
Das Feuer war nach dem Vormarsch russischer Truppen auf das größte Atomkraftwerk Europas ausgebrochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss von Reaktorblöcken durch russische Panzer. Der ukrainische Zivilschutz teilte mit, bei den Löscharbeiten seien 44 Rettungskräfte im Einsatz gewesen.
Bürgermeister: Lage »extrem angespannt«
Der Bürgermeister des in der Nähe liegenden Ortes Enerhodar bezeichnet die Lage als »extrem angespannt«. »Wir empfehlen, zu Hause zu bleiben«, schrieb Dmytro Orlow am Morgen im Nachrichtenkanal Telegram. Auf den Straßen sei es aber ruhig, es seien keine Ortsfremden da. Damit meinte er offenbar russische Truppen. »In der Nacht blieb Enerhodar während des Beschusses wegen Schäden an einer Leitung ohne Heizung.« Nun werde nach Wegen gesucht, den Schaden zu beheben, schrieb er weiter. Am Morgen habe es keinen Beschuss mehr gegeben.
Gezielter Angriff wäre ein Kriegsverbrechen
Ein gezielter russischer Angriff auf ein ukrainisches Atomkraftwerk wäre nach Einschätzung des Völkerrechtlers Claus Kreß als Kriegsverbrechen einzuordnen. »Ein gezielter Angriff auf ein zivil genutztes Kernkraftwerk, ja, das wäre ein Kriegsverbrechen«, sagte der Kölner Wissenschaftler am Freitag im Deutschlandfunk. Ein solcher Fall fiele in die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. Kreß berät dort Chefankläger Karim Khan, der offizielle Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der von Russland angegriffenen Ukraine eingeleitet hat.
Die australische Regierung hat sich zutiefst besorgt über das Feuer auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja gezeigt. Außenministerin Marise Payne sprach am Freitag auf Twitter von »Rücksichtslosigkeit« des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der von ihm ausgelöste Krieg stelle »eine direkte Bedrohung für die kritische Infrastruktur in der Ukraine, einschließlich der Atomkraftwerke, dar«, schrieb die Ministerin. (dpa)