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Deutschland und andere Länder verfehlen EU-Impfziel

Die Ältesten sollten möglichst schnell gegen das Coronavirus geimpft werden. Deshalb rief die EU-Kommission im Januar ein ehrgeiziges Ziel aus. Es wurde krachend verfehlt.

BRÜSSEL. Deutschland und viele andere Länder haben das EU-Impfziel für Menschen über 80 Jahre nach jüngsten Daten verfehlt. Ziel der EU-Kommission war, dass mindestens 80 Prozent dieser Altersgruppe bis Ende März gegen das Coronavirus geimpft sind.

Gemeldete Daten aus deutschen Bundesländern liegen nach Angaben des Robert Koch-Instituts aber deutlich darunter. Auch EU-weit wird diese Quote nach Angaben der Gesundheitsbehörde ECDC bei weitem nicht erreicht.

Wie das RKI am Mittwoch (31. März) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, liegt der Wert für die Erstimpfung bei Menschen über 80 Jahre zwischen 59 Prozent für die Region Nordrhein in NRW und 79,5 Prozent für Schleswig-Holstein. Vollständig mit zwei Impfdosen geschützt sind in dieser Gruppe noch viel weniger Menschen - zwischen 26 Prozent in Schleswig Holstein und 47 Prozent in Niedersachsen. Eine bundesweite Impfquote gebe es bei dieser Altersgruppe nicht, da die Daten nur aus neun Bundesländern vorlägen, hieß es.

Mitte Januar hatte die EU-Kommission von Ursula von der Leyen ihre Ziele gesetzt. Bis März sollten die EU-Staaten demnach mindestens 80 Prozent des Personals in Gesundheits- und Sozialberufen und der über 80-Jährigen impfen; bis Sommer sollten es mindestens 70 Prozent der Erwachsenen sein. Kanzlerin Angela Merkel spricht davon, dass allen Bürgern in Deutschland bis Ende Sommer ein Impfangebot gemacht werden solle. Genügend Impfstoff für das März-Ziel sei an die EU-Staaten geliefert worden, betonte eine Sprecherin der EU-Kommission bereits am Dienstag.

»Die Erreichung dieser beiden Ziele würde in einem ersten Schritt zu einer geringeren Zahl von Todesfällen und Krankenhauseinweisungen und zu einer Entlastung der Gesundheitssysteme führen sowie die Voraussetzungen für eine Herdenimmunität in Europa schaffen«, hieß es im Januar von der EU-Kommission. Dabei betonte die Brüsseler Behörde auch, dass es »sowohl aus Gründen des Gesundheitsschutzes als auch des Binnenmarkts« wichtig sei, die Impfanstrengungen in Europa aufeinander abzustimmen. Erste Daten deuteten damals auf erhebliche Unterschiede in den EU-Staaten hin.

Dieser Trend bestätigt sich nun. Nach jüngsten ECDC-Daten haben EU-weit knapp 60 Prozent der über 80-Jährigen die erste Impfdosis bekommen, vollständig wurde nur jeder Dritte geimpft. Doch melden einige EU-Staaten - darunter auch Deutschland - die Daten nicht aufgeschlüsselt nach Altersgruppe an die EU-Behörde.

Mit Blick auf den gesamten Impfschutz mit zwei Spritzen wurde das EU-Ziel den Daten zufolge in keinem Mitgliedsland erreicht. Es führen Malta (knapp 70 Prozent), Dänemark (52) und Slowenien (47). Schlusslichter sind Bulgarien (0,7 Prozent) und Lettland (0,6). In beiden Ländern herrscht Impfstoffknappheit, weil Astrazeneca deutlich im Lieferverzug ist. In Bulgarien haben die über 80-Jährigen auch nicht Vorrang beim Impfen. Bei der Erstimpfung haben Malta, Irland, Schweden und Finnland das 80-Prozent-Ziel erreicht. Portugal und Dänemark liegen knapp drunter.

Vom Personal in Gesundheitsberufen wurden im Schnitt 60 Prozent zumindest einmal geimpft. Allerdings werden diese Daten nur von 13 EU-Staaten ans ECDC gemeldet. Die EU-Behörde betont, dass die Daten der aktuellen Woche stets mit Vorsicht zu betrachten seien und nachträglich noch verändert werden könnten. Auch dem RKI liegen für Deutschland keine Daten für das Personal in Gesundheits- und Sozialberufen vor.

Die EU-Staaten hatten sich bei ihrem Videogipfel im Januar ausdrücklich hinter das Ziel für den Sommer gestellt, wie von der Leyen und EU-Ratschef Charles Michel damals deutlich machten. Zur Vorgabe für Ende März äußerten beide sich nicht ausdrücklich. (dpa)