Logo
Aktuell Pandemie

Curevac vernichtet Impfstoff

Unternehmen in Tübingen konzentriert sich nun mit britischem Partner auf die Entwicklung eines Vakzins der zweiten Generation gegen das Coronavirus.

Curevac
Curevac gibt seinen ersten Impfstoffkandidaten auf. Foto: Gollnow/dpa
Curevac gibt seinen ersten Impfstoffkandidaten auf.
Foto: Gollnow/dpa

TÜBINGEN. Das biopharmazeutische Unternehmen Curevac mit Hauptsitz in Tübingen ändert seine Corona-Impfstoff-Strategie: Es zieht zum einen seinen Covid-19-Impfstoffkandidaten der ersten Generation aus dem laufenden Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zurück. Zum anderen konzentriert sich die Firma, gemeinsam mit ihrem britischen Partner Glaxo-Smith-Kline (GSK), auf die Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffkandidaten der zweiten Generation. Dies teilte Curevac-Chef Franz-Werner Haas mit.

Hintergründe der Neuausrichtung sind demnach die vergleichsweise schwache Wirksamkeit des ersten Corona-Impfstoffs von Curevac, für den mit einer Zulassung durch die EMA »frühestens im zweiten Quartal 2022 gerechnet werden kann«. Einer im Juni veröffentlichten Analyse zufolge hatte das Curevac-Präparat eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankuung über alle Altersgruppen hinweg gezeigt – deutlich weniger als andere Impfstoffe. Haas wies zudem auf »veränderte medizinische Bedürfnisse beim Übergang von einer Pandemie zu einer Endemie« hin.

Die Covid-Impfstoffe der zweiten Generation sollten mit einer einzigen Impfung länger und gegen neue Varianten und überdies zusätzlich auch gegen andere Krankheiten, wie Grippe, schützen. Dabei wollten Curevac und GSK Vorreiter sein. »Wir sehen uns dabei schon auf Augenhöhe mit den anderen«, sagte Hass bei einer Online-Pressekonferenz. Ziel sei es, die behördliche Zulassung für die Marktreife eines verbesserten Covid-19-Impfstoffs im Jahr 2022 zu erreichen.

Auf Nachfrage erklärte der Vorstandsvorsitzende von Curevac, der bislang produzierte Curevac-Corona-Impfstoff der ersten Generation werde vernichtet: »Ohne Zulassung können wir den Impfstoff natürlich nirgendwo hingeben.« Die genaue Menge wollte er nicht nennen. Er gehe im Übrigen nicht davon aus, dass die Firma Vorauszahlungen der Europäischen Union in Höhe von 450 Millionen Euro für die Entwicklung des Impfstoffes zurückzahlen müsse, sagte Haas.

Hauptaktionär von Curevac ist die Dievini Hopp Bio Holding des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp mit über 40 Prozent der Anteile. Zu den Aktionären des seit dem Jahr 2000 bestehenden Unternehmens zählen auch der Bund (über die KfW-Bank, 16 Prozent) und GSK (8 Prozent). Curevac ist seit August 2020 an der New Yorker Nasdaq notiert. Nach Veröffentlichung der neuen Strategie gab der Aktienkurs um knapp 15 Prozent nach, erholte sich aber im weiteren Verlauf. Fürs erste Halbjahr 2021 wies Curevac bei einem Umsatz von 32,4 Millionen Euro einen operativen Verlust von 263,7 Millionen Euro aus. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 700 Menschen in Tübingen, Frankfurt und Boston. Es hat inzwischen acht Vorstandsmitglieder. (rog)