BERLIN. Seit dem Jahreswechsel sind in Deutschland wieder wesentlich mehr Menschen auf das Coronavirus getestet worden.
Das Testgeschehen ziehe nach den Feiertagen erwartungsgemäß wieder an, sagte Michael Müller vom Berufsverband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) in einer Videoschalte und berief sich auf Daten von 169 Laboren. In der Woche vom 4. bis 10. Januar seien dort rund 1,06 Millionen PCR-Tests durchgeführt worden, von denen 13,7 Prozent positiv ausfielen.
Über Weihnachten und Silvester waren viel weniger Proben in Laboren untersucht worden, in der Woche über den Jahreswechsel beispielsweise nur rund 721 000. Laut dem Verband ist die Zahl der wöchentlich durchgeführten Tests nun wieder auf dem Niveau von Ende Oktober. In der Zeit danach war die Zahl zunächst in die Höhe geschossen, von 14. bis 20. Dezember waren zum Beispiel rund 1,47 Millionen Tests gemacht worden.
Die ALM-Labore sind nach eigenen Angaben für mehr als 90 Prozent der Corona-Tests bundesweit zuständig. Eine Statistik zu Schnelltests, die nach Vermutung der ALM-Experten im Dezember in sehr großer Zahl zum Einsatz gekommen sind, gibt es nicht. Positive Schnelltest-Ergebnisse sollen wegen der vergleichsweise geringeren Zuverlässigkeit eigentlich im Labor nachgeprüft werden.
Nach den am Dienstag veröffentlichten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) meldeten Gesundheitsämter binnen eines Tages 12.802 Corona-Neuinfektionen. Außerdem wurden 891 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Der Höchststand von 1188 neuen Todesfällen war am Freitag erreicht worden. Bei den Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember ein Tageshöchststand gemeldet worden - darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten. Zu Beginn der Weihnachtswoche war das Niveau etwas höher als derzeit, mit 16 643 Neuinfektionen am 21. Dezember und 19.528 am 22. Dezember.
Die Infektionszahlen seien vermutlich im Rückgang, schätzt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Eva Grill. Das lasse sich davon ableiten, dass seit einigen Tagen weniger Intensivbetten belegt seien. »Man muss aber auch bedenken, dass die Belegungszahlen auch dann zurückgehen würden, wenn sich über Weihnachten überwiegend jüngere Menschen angesteckt hätten«, führte die Epidemiologin aus. Sie erklärte, dass die Infektionszahlen so schnell wie möglich gesenkt werden müssten, »und das gelingt nur im Zusammenspiel von allen verfügbaren Maßnahmen«.
Laut dem Report der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vom Dienstag liegen derzeit 5230 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, davon werden 3000 invasiv beatmet. Am Montag vor einer Woche waren es noch mehr als 5700. Am 22. Dezember lagen die Werte ähnlich hoch wie momentan: In intensivmedizinischer Behandlung waren 5216 Covid-19-Patienten, davon wurden 2726 invasiv beatmet.
Das RKI ging davon aus, dass die Meldedaten zum Infektionsgeschehen frühestens Ende dieser Woche/Anfang nächster Woche wieder belastbar sind, wie es kürzlich auf Anfrage hieß. Die Interpretation der Daten sei momentan schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel herum Fälle verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden.
Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Dienstagmorgen bei 164,5. Politisches Ziel sind Werte unter 50. Der bisherige Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Sachsen mit 341,9 und Thüringen mit 325,7. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 86,3.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 1 933 826 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 12.01., 00.00 Uhr). Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 41.577. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1.570.000 an.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Bericht vom Montag bei 1,14 (Vortag: 1,18). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 114 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa)