Logo
Aktuell Netzwelt

Was ist Clubhouse und wie funktioniert es?

Seitdem Bodo Ramelow sich auf Clubhouse dazu bekannte, während der Corona-Bund-Länder-Konferenz Candy Crush auf dem Handy zu spielen, wird über die Audio-App plötzlich überall diskutiert. Aber was ist dieses Clubhouse eigentlich? Ein Überblick.

Clubhouse
Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können. Foto: dpa/Dernbach
Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können.
Foto: dpa/Dernbach

REUTLINGEN. Wenige Tage ist es her, dass die App Clubhouse durch die Äußerungen des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in Deutschland rasant an Bekanntheit gewann. Schon melden sich die nächsten Politiker über die App zu verschiedensten Themen zu Wort: Von Kanzleramtschef Helge Braun über Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bis zu Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Aber was ist Clubhouse eigentlich und wie funktioniert die App? Ein Überblick. 

Woher kommt Clubhouse?

Clubhouse ist eine Social-Media-App aus den USA, die, anders als andere Soziale Netzwerke, nicht über Text- sondern über Audiobeiträge funktioniert. Gegründet wurde Clubhouse von dem ehemaligen Pinterest-Mitarbeiter Paul Davidson und dem ehemaligen Google-Mitarbeiter Rohan Seth. Ende Dezember verzeichnete die App laut der Zeit weltweit bereits 600.000 Nutzer. Doch obwohl Clubhouse bereits seit April 2020 zum Download verfügbar ist, erlangte die App erst in diesem Monat in Deutschland eine große Bekanntheit. Im Januar (Stand 19.1.2021) war Clubhouse laut Medienberichten die am meisten heruntergeladene App im gesamten App-Store von Apple. 

Wie funktioniert Clubhouse?

Auf den ersten Blick funktioniert die App wie andere Soziale Netzwerke: Nutzer legen Profile an, vernetzen sich untereinander und kommunizieren. Der Unterschied: Während Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram textbasiert sind oder auf Fotos setzen, treten auf Clubhouse die Nutzer durch Audiobeiträge miteinander in Kontakt. Das ähnelt dann einer Art virtueller Talkshow mit Publikumsbeteiligung.

Auf Clubhouse können Nutzer eine Gesprächsrunde anlegen. Dieser können andere Nutzer dann beitreten. Jede Gesprächsrunde besteht dabei aus einem Moderator, mehreren Sprechern und vielen Zuhörern. Der Moderator leitet das Gespräch und erteilt Rederechte. Wer das Rederecht nach Handzeichen erhält, wird zum Sprecher, der sich an dem Gespräch beteiligen kann. Hunderte Zuhörer können dabei passiv der Diskussion lauschen. Die App bietet dabei sowohl die Möglichkeit zu offenen wie auch zu geschlossenen Talkrunden. 

Kann jeder bei Clubhouse mitmachen?

Nein, und das hat zwei Gründe. Clubhouse funktioniert zum einen bisher nur auf iPhones. Nutzer mit androidbasierten Smartphones haben keine Möglichkeit, die App herunterzuladen. Der zweite Grund: Selbst wer ein iPhone besitzt, kann nur durch die Einladung eines anderen Nutzers an der App teilnehmen. Jeder, der dann zu Clubhouse eingeladen wird, hat im Anschluss die Möglichkeit, zwei weitere Kontakte zur App durch eine Einladung hinzuzufügen. Dafür braucht der einladende Nutzer nur die Telefonnummer des Menschen, den er gerne einladen möchte. 

Gibt es Kritik an der App?

Medien, Politiker und Nutzer anderer Sozialer Netzwerke äußern sich dieser Tage oft kritisch gegenüber der neuen App. Ein Vorwurf: Durch die beschränkte Zugangsmöglichkeit verwehre die App dem »Normalbürger« den Zugang zu Informationen von Politikern und züchte dadurch eine Art »elitären Kreis«, bestehend aus Journalisten und Politikern. Dieser kreise auf Clubhouse nur um sich selbst. Hinzu kommt: Datenschützer bemängeln fehlende Transparenz in Sachen Datenschutz bei der App.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) etwa mahnte laut Spiegel-Bericht die App-Entwickler mit Sitz in den USA in dieser Woche wegen gravierender Datenschutzmängel ab. Die Kritikpunkte des Verbandes: Ein fehlendes Impressum, Allgemeine Geschäftsbedingungen, die nur auf Englisch verfasst sind, fehlende Datenschutzhinweise und mangelnde Transparenz in der Frage, ob und wie die Audio-Beiträge der Nutzer gespeichert werden. Sollten die App-Entwickler nicht auf die Abmahnung reagieren, könnte der Verband eine Klage vor dem Landgericht Berlin einreichen. Das Gericht könnte gegen die Macher von Clubhouse dann ein Bußgeld erwirken. (GEA)