Sie haben die Größe eines kleinen Meerschweinchens und sind wirklich süß: Der Panda-Nachwuchs im Berliner Zoo ist da - und wohlauf. Das ist die erfreuliche Nachricht nach einem aufregenden Geburtstag. Am Donnerstagmorgen war die Panda-Dame Meng Meng schon etwas unruhig, gegen 10 Uhr platzte dann die Fruchtblase. Und dann ging es ziemlich schnell, schildert Tierpflegerin Ann-Katrin Hübner den Moment der Geburt der kleinen Pandas.
»Flutschig wie ein Fisch in der Hand«
»Wir haben uns noch unterhalten und dann hat man eigentlich anhand des Schreis des Jungtiers gehört und mitbekommen, dass es da ist.« Ähnlich wie Menschenschreie habe es geklungen, um 13.03 Uhr. Kurze Zeit später, um 14.09 Uhr, war ein zweites da, die Mutter habe beide direkt in die großen Arme genommen.
»Sie sind nahezu nackt. Sie haben nur ein ganz leichtes weißes Fell. Sie sind komplett rosa. Es gibt noch gar keine schwarzen Flecken«, erzählt Hübner weiter. »Die sind ziemlich kräftig und winden sich in der Hand, da muss man natürlich sehr vorsichtig sein, dass man da nichts kaputt macht.« Trifft der Vergleich zum Meerschweinchen zu? »Ein kleines Meerschwein mit längeren Armen und Beinen und wendig und flutschig wie ein Fisch in der Hand.«
Eine kleine Sensation
Man merkt: Sie sind alle hier im Zoo sehr aufgeregt, schließlich ist es eine kleine Sensation. Erst zum zweiten Mal überhaupt sind zwei Pandas in Deutschland geboren. Glückwünsche vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, dem WWF und aus China gingen ein. Zoodirektor Andreas Knieriem freute sich: »Mutter Meng Meng zeigt uns allen, was das Wort «Bärenliebe» bedeutet – sie kümmert sich rührend um ihren Nachwuchs.« Nun heiße es: Daumen drücken für die ersten kritischen Tage, teilte der Berliner Zoo mit.
Die Jungtiere seien sehr klein, aber für Große Pandas ganz normal, sagt Biologe und Pandakurator Florian Sicks. Sie wiegen laut Zoo 169 Gramm und 136 Gramm und sind circa 14 Zentimeter lang. Taub, blind und völlig hilflos - selbst beim Koten und Urinieren brauchen sie Hilfe von der Mutter, wie Sicks erzählt. Nach zehn Tagen werden sie ihr Gewicht verdoppelt haben, mit zwei Monaten können sie laufen. Erst mit sechs Monaten fressen sie Bambus. Die Milch von Pandabären ist extrem energiereich.
Die elfjährige Panda-Dame Meng Meng sei eine erfahrene Mutter, sagt auch Tierärztin Franziska Sutter. Sie habe instinktiv alles richtig gemacht. 2019 hatte Meng Meng bereits die Zwillinge Pit und Paule zur Welt gebracht, die mittlerweile wieder in China sind. Wie ihre Eltern gehören auch die kleinen Pandas der Volksrepublik, die diese im Rahmen der sogenannten Panda-Diplomatie nur an ausgewählte Länder verleiht.
Große Pandas fressen die ersten 14 Tage nichts
Nach der Geburt gestern sei Meng Meng erschöpft und fresse nichts. Das sei nicht ungewöhnlich, sagt Pandakurator Sicks. »Auch im natürlichen Lebensraum fressen große Pandas die ersten 14 Tage nicht, weil die Jungtiere eben so unterentwickelt sind, dass sie rund um die Uhr die Betreuung von der Mutter benötigen.«
Hilfe bekommt diese auch von zwei chinesischen Pflegerinnen von der Chengdu Panda Base, die schon zur Besamung am 26. März vor Ort waren und sehr viel Erfahrung haben. Sie helfen Meng Meng etwa dabei, die Jungtiere richtig anzulegen, um sie zu säugen.
Wie viel die Kleinen trinken, lasse sich allerdings schwer sagen, erzählt Tierpflegerin Hübner. »Man sieht es nämlich nicht. Die Jungtiere sind komplett von ihren Armen bedeckt, wenn sie an der Brust sitzen.« Auch deshalb würden die Jungtiere wiederholt gewogen.
Wildtier-Endokrinologin Jella Wauters von der Abteilung für Reproduktionsbiologie am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung konnte den Zeitpunkt der Geburt sehr präzise vorhersagen. Mithilfe von Urinanalysen überprüfte Wauters die Hormone - und wusste früh, dass es losgehen würde. Es sei nicht die erste Geburt von Großen Pandas gewesen, der sie beigewohnt habe, doch jede sei besonders. »Sie sind eine sehr besondere Spezies.« In etwa der Hälfte der Fälle bekommen Pandas Zwillinge.
Bis Besucher sie sehen können, dauert es noch etwas
Die Tragzeit betrug laut Zoo 149 Tage. Die erste Zeit werden Meng Meng und die Kleinen im hinteren Bereich des Pandastalls verbringen. Bis Besucher die Tiere sehen können, wird es noch dauern. Er hofft, dass es vor Weihnachten so weit sein wird, sagt Knieriem. Panda-Vater Jiao Qing ist, wie in der Natur üblich, nicht an der Aufzucht beteiligt. Er sitzt wie gewohnt in der Anlage und frisst Bambus.
Nach Angaben des Zoos gibt es weniger als 2.000 ausgewachsene Große Pandas im natürlichen Lebensraum. Daher sei jedes einzelne Jungtier ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser gefährdeten Tierart, so der Zoo.
© dpa-infocom, dpa:240823-930-210756/3