LONDON. Neuer Mitbewohner im Regierungssitz Downing Street: Es ist ein Kätzchen. Der britische Premierminister Keir Starmer verriet in einem Interview mit der BBC, dass er die Verhandlungen mit seinen beiden Kindern erfolgreich gestalten konnte. Die hatten sich ursprünglich einen Schäferhund als neues Haustier ge-wünscht, doch habe man sich schließlich auf eine Alternative einigen können.
Als die Starmer-Familie im Juli ihr neues Domizil in der Downing Street bezog, brachte sie Jojo mit, eine Katze, die man aus dem Tierheim gerettet hatte. Jetzt bekommen die beiden Starmer-Teenager – ein Junge und ein Mädchen, von den man nur das Alter (15 und 13 Jahre), aber nicht die Vornamen kennt – ein weiteres Haustier, und es soll ein sibirisches Kätzchen werden. Dabei sei das Problem gewesen, so der Vater, wie die Katzen nach draußen gelangen könnten. »Die einzige Außentür unserer Wohnung in der Downing Street«, sagte Starmer, »ist bombenfest. Eine Katzenklappe einzubauen, gestaltet sich etwas schwierig. Aber unsere Tochter hat uns überzeugt, dass das Problem nicht größer für zwei Katzen als für eine ist.«
»Die einzige Außentür unserer Wohnung in der Downing Street ist bombenfest«
Mit dem Zuzug des Kätzchens bekommt Larry Konkurrenz. Der 17-jährige Kater war bisher der unangefochtene Hausherr in der Downing Street. Er trägt den offiziellen Titel »Chief Mouser to the Cabinet Office«, also oberster Mäusefänger des Kabinettbüros, und hat, seit er 2011 seinen Dienst antrat, bisher schon fünf Premierminister und -ministerinnen erlebt. Keir Starmer ist sein sechster Premier. Mit Jojo hat sich Larry schon arrangieren können, die beiden vertragen sich gut, meldete Starmer. Ob das auch so gut mit dem Neuzugang klappt, muss sich noch herausstellen. Das sibirische Kätzchen – dessen Name ebenfalls nicht bekannt ist – dürfte jedenfalls an Niedlichkeit den 17-jährigen Kater deutlich in den Schatten stellen. Larry droht ein Statusverlust. Er hat bisher recht erfolgreich den Journalisten, die sich vor der berühmten schwarzen Tür von »Number 10 Downing Street« aufzustellen pflegen, die Zeit vertrieben, mit der Jagd auf Tauben etwa, und ist in der Bevölkerung weithin beliebt. »Er hat das Herz der Öffentlichkeit erobert«, heißt es auf der offiziellen Regierungswebseite, »die Nation schickt ihm täglich Geschenke«. Wenn jetzt ein supersüßes sibirisches Kätzchen mit Halblanghaarfell Larry im Sympathie-Wettbewerb überholt, könnte das seinen Nachschub an Leckerlis gefährden.
»Er hat das Herz der Öffentlichkeit erobert. Die Nation schickt ihm täglich Geschenke«
Katzen in der Downing Street gibt es schon lange. Vor Larry gab es den Kater Humphrey, der immerhin unter drei Premierministern (Margaret Thatcher, John Major und Tony Blair) gedient hatte. Doch mit Cherie, der Gattin von Blair, kam es zu Differenzen über Fragen der Hygiene, und Humphrey musste das Feld räumen.
Danach trat Sybil an, eine schottische Katze, aber sie konnte sich nie so recht einleben und verschwand nach sechs Monaten. Nach zwei Jahren Vakanz und einer dementsprechend explodierten Nagetierpopulation, heuerte 2011 Premierminister David Cameron Larry an. Er ist der erste Kater, der es zum offiziellen Titelträger »Chief Mouser« gebracht hat, obwohl gleich am ersten Tag Zweifel an seinem Berufsethos aufkamen. Anstatt die Hatz auf Maus und Ratte zu beginnen, entschied sich der Miezekater dafür, auf dem Sofa der Camerons ein Nickerchen zu halten. Und auch in den nächsten Tagen zeigte Larry einen beunruhigenden Mangel an Jagdgeist. »Der hat kein Interesse an Mäusen«, lästerte damals ein Mitarbeiter, »und überhaupt keinen Killerinstinkt.« Auch heute noch heißt es auf der Regierungswebseite, dass Larrys Überlegungen zur Lösung der Mäuseplage im Haus »sich noch in der taktischen Planungsphase befinden«. (GEA)