Es war schon sehr auffällig. Seit das Thema Diversität gesellschaftlich an Relevanz gewonnen hat, gab es kaum noch eine Serie oder einen Film ohne queeren oder Transgender-Protagonisten. Teilweise erschien dem geneigten Zuschauer das Bestreben der Sender und Streamingdienste, auf der Zeitgeist-Welle mitzusurfen, etwas überbemüht.
Das liegt aber natürlich auch zum Teil daran, dass Vertreter von Minderheiten bis dahin in den Geschichten notorisch unterrepräsentiert waren. Und wenn sie doch vorkamen, dann in der Regel nur als miserable Klischeefiguren, die nur dazu geeignet sind, gesellschaftliche Vorurteile in den Köpfen der Zuschauer zu manifestieren. Sei es als muslimischer Terrorist, als arabischer Ghetto-Gangster oder die pseudofeminine, affektierte Klischee-Tucke, die allesamt nicht unbedingt als Rollenvorbilder für junge Menschen mit Migrationshintergrund oder auf der Suche nach ihrer sexuellen Identität taugen.
Darum ist es gut und richtig, wenn sich Sender und Streamingdienste des Themas annehmen und ein differenzierteres Bild mit komplexeren Charakteren bieten, mit denen sich Minderheiten auch identifizieren können. Damit werden auch positivere Bilder von diesen Gruppen in den Köpfen der Zuschauer erzeugt, die selbst vielleicht noch keine Gelegenheit hatten, ihre Vorurteile durch persönliche Begegnungen abzubauen.
Wenn Serien wie »Bridgerton« im Bemühen um Diversität die Damen der Londoner High Society des 19. Jahrhunderts mit schwarzen Frauen besetzt, wird dann doch der historische Hintergrund über die Maßen verfälscht. Bei aller künstlerischer Freiheit dürfen Filme- und Serienmacher nicht vergessen, dass ihre Produktionen erheblich die Vorstellung ihrer Zuschauer von Geschichte mitprägen. Unterhaltung muss nicht in Volksverdummung münden. Unnötige Übertreibungen lösen zudem in der Regel Gegenreaktionen aus, was dem Ziel von mehr Toleranz in der Gesellschaft zuwiderläuft.
Wenn nun einige Produktionsfirmen ihre Diversitätsbemühungen etwas nach unten regeln, muss das noch kein schlechtes Zeichen sein. Vielleicht bleiben uns so der schwarze Superman und die feministische Agentin Jane Bond erspart. Das rechte Maß, das die gesellschaftliche Realität in all seiner Vielfalt abbildet, muss sich wohl noch etwas einpendeln. Im Großen und Ganzen geht es jedoch in eine gute Richtung.