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Deutsche setzen immer mehr auf ethischen Konsum

Die Deutschen achten beim Einkaufen laut einer Studie immer mehr auf ökologisch, regional oder fair produzierte Waren. Das gilt umso mehr in der Corona-Zeit.

HAMBURG. Die Deutschen achten beim Einkaufen laut einer Umfrage immer mehr auf ökologisch, regional oder fair produzierte Waren.

Inzwischen seien für 70 Prozent der Menschen ethische Kriterien fester Bestandteil ihrer Kaufentscheidung, heißt es in der »Trendstudie 2020 zum ethischen Konsum« der Hamburger Otto Group, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das seien sechs Prozentpunkte mehr als bei der vorangegangenen Trendstudie von 2013. Ein Fünftel der Befragten gab zudem an, seit der Corona-Krise noch bewusster nach ethischen Kriterien einzukaufen.

68 Prozent der Menschen boykottieren demnach inzwischen auch Anbieter, die ein unfaires Verhalten gegenüber den Beschäftigten an den Tag legen. 63 Prozent seien wiederum sogar bereit, die Mehrkosten für klimaneutrale Produkte zu tragen. Für die Studie wurden nach Angaben der Otto Group die Ergebnisse einer Befragung von 1149 Deutschen zwischen 14 und 70 Jahren im September und Oktober 2020 mit Perspektiven aus der Trendforschung kombiniert.

»Die Ergebnisse zeigen, dass der ethische Konsum im Mainstream angekommen ist«, sagte der Vorstandsvorsitzende der Otto Group, Alexander Birken, der Deutschen Presse-Agentur. Die Zeiten des Greenwashings seien endgültig vorbei. »Unternehmen müssen mehr Verantwortung übernehmen, die Kundinnen und Kunden erwarten zu Recht, dass auch der innere Wert der Waren stimmt.« Wer das nicht hinbekomme, der werde auf Dauer nicht bestehen können.

Laut Umfrage sind für die Mehrheit der Deutschen die Grenzen des Wachstums erreicht. So sprechen sich drei Viertel der Befragten für eine gerechtere Verteilung des Reichtums, für eine Begrenzung des Ressourcenverbrauchs und für mehr Lebensqualität mit weniger, dafür sinnvollerer Arbeit aus. Ein ähnlich hoher Anteil (71 Prozent) sieht auf Mensch und Umwelt ernsthafte Schwierigkeiten zukommen, wenn die Wirtschaft so weitermacht wie bisher.

Entsprechend sprechen sich 82 Prozent der Befragten für eine längere Haltbarkeit der Produkte und eine höhere Materialeffizienz aus und sind auch bereit, den Weg von der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft mitzugehen. 73 Prozent finden es gut, gebrauchte Dinge wie getragene Mode oder alte Möbel zu kaufen oder zu verkaufen. Sei in der Trendstudie 2013 noch rund die Hälfte der Befragten bereit gewesen, öfter Sachen zu teilen, zu tauschen, zu leihen oder gebraucht zu kaufen, seien es nun schon fast zwei Drittel.

Wertschöpfung und werteorientiertes Handeln müssten zu den beiden Seiten einer Medaille werden, sagte Otto-Chef Birken. Dazu gehöre, dass die Herstellung eines Produkts nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt erfolge und sein Preis die tatsächlichen Kosten auch widerspiegele. »Dies funktioniert nur, wenn wir einen fairen Wettbewerb schaffen. Hier müssen Politik und Wirtschaft eindeutig mehr Verantwortung übernehmen«, forderte Birken.

Der Umfrage zufolge sehen inzwischen 41 Prozent der Befragten die Politik gefordert, einen Rahmen für ethischen Konsum vorzugeben. Bei den Trendstudien 2011 und 2013 sahen nur 27 Prozent der Befragten die Politik in der Pflicht. Dass die Wirtschaft Impulsgeber für ethischen Konsum sein soll, finden heute 23 Prozent. 22 Prozent wiederum sehen jeden Einzelnen gefordert. (dpa)