Logo
Aktuell Kommentar

US Demokraten demontieren ihren eigenen Kandidaten Joe Biden

Die Demokraten in den USA diskutieren öffentlich, ob ihr Kandidat überhaupt der Richtige ist. Damit hat die Demontage des Joe Biden begonnen. Er müsste gehen, fordert GEA-Politikredakteur Oliver Jirosch.

US-Präsident Joe Biden hört während einer Zeremonie zur Verleihung der Ehrenmedaille im Weißen Haus zu. Nach seinem desaströsen
US-Präsident Joe Biden hört während einer Zeremonie zur Verleihung der Ehrenmedaille im Weißen Haus zu. Nach seinem desaströsen TV-Auftritt mehren sich die Stimmen, die seinen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur fordern. Foto: Susan Walsh/dpa
US-Präsident Joe Biden hört während einer Zeremonie zur Verleihung der Ehrenmedaille im Weißen Haus zu. Nach seinem desaströsen TV-Auftritt mehren sich die Stimmen, die seinen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur fordern.
Foto: Susan Walsh/dpa

REUTLINGEN. Die Kritik war laut an Joe Biden nach dem TV-Duell gegen Donald Trump. Der 81-Jährige wirkte zeitweise wie ein seniler Tattergreis, der nicht mehr in der Lage war, dem Gespräch zu folgen. Doch was die Demokraten nun vom Zaun brechen, stellt das Ganze qualitativ auf eine neue Stufe. Die Demokraten und manche ihrer wichtigsten Geldgeber stellen offen die Eignung Bidens für eine weitere Legislaturperiode als Präsident in Frage. Damit haben sie mit der Demontage von Joe Biden begonnen. Der täte gut daran, von selbst auf die Kandidatur zu verzichten. Auch wenn es bereits 5 vor 12 ist.

Wenn nicht einmal die eigenen Leute davon überzeugt sind, dass Biden der richtige Mann an der Spitze der USA ist – wie sollen dann neutrale und unentschlossene Wähler davon überzeugt werden. Der TV-Auftritt des aktuellen US-Präsidenten war unterirdisch - keine Frage. Die Biden-Unterstützer wiegelten schnell ab: TV-Duelle hätten nicht mehr das Gewicht früherer Jahre, überzeugte Biden-Wähler würden wegen solch eines singulären Ereignisses nicht zu Trump überlaufen. Umfragen schienen diesen Stimmen Recht zu geben. Lagen doch Biden und Trump nach dem TV-Auftritt weiter gleichauf.

Nun aber, nachdem die Demokraten Biden öffentlich und wohl auch ganz bewusst über einen Kandidaten-Wechsel nachdenken, rutscht Biden in den Umfragen signifikant ab. Der Präsident sollte die Reißleine ziehen. Einwände, aus formaljuristischen Gründen sei ein kurzfristiger Wechsel nicht möglich, ziehen nicht. Wenn Biden gesundheitliche Gründe geltend macht, ginge auch ein kurzfristiger Wechsel. Aber wer soll für ihn in die Bresche springen? Genau da liegt das Problem. Weder Biden selbst, noch die Demokraten haben jemanden systematisch aufgebaut, der die Nachfolge antreten könnte. Das könnte Biden das politische Überleben sichern.

oliver.jirosch@gea.de