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Uno-Generalsekretär bei Brics-Treffen in Russland: Reden darf man immer

Warum GEA-Redakteur Ulrich Häring findet, dass der Besuch von António Guterres beim Brics-Treffen kein Eklat ist, sondern dessen ureigenste Pflicht als Uno-Generalsekretär.

Der russische Präsident Wladimir Putin (links)  und der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, schütteln sich
Der russische Präsident Wladimir Putin (links) und der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, schütteln sich während einer Zeremonie zum Familienfoto vor der Sitzung des Outreach/BRICS-Plus-Formats am Rande des Brics-Gipfels die Hände. Foto: Grigory Sysoyev/dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin (links) und der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, schütteln sich während einer Zeremonie zum Familienfoto vor der Sitzung des Outreach/BRICS-Plus-Formats am Rande des Brics-Gipfels die Hände.
Foto: Grigory Sysoyev/dpa

REUTLINGEN. Uno-Generalsekretär António Guterres ist zum Treffen der Brics-Staaten in Russland gefahren. Eine Reise, für die ihm die britische »Times« gleich ein Hofieren Putins unterstellt. Doch damit geht die Zeitung zu weit. Zu den Brics-Staaten gehören nicht nur Russland und China, sondern auch Indien, Brasilien und Südafrika. Und damit ein Großteil der Landmasse und der Bevölkerung des Planeten - und zwei ständige Mitglieder im Weltsicherheitsrat, dem wichtigsten Gremium der Uno. Als Generalsekretär ist ein Besuch des Brics-Treffens kein Verrat von Guterres, sondern gehört zu dessen ureigensten Pflichten.

Natürlich darf man Guterres kritisieren. Einige seiner Äußerungen in letzter Zeit ließen Zweifel an seiner Neutralität im Nahost-Konflikt aufkommen. Und natürlich gibt es kein gutes Bild ab, wenn er nun nach Russland reist, nachdem er dem Friedensgipfel für die Ukraine in der Schweiz ferngeblieben war. Auch, dass Putin den Besuch des Uno-Generalsekretärs medienwirksam für Propagandazwecke ausschlachten würde, war zu erwarten. Dadurch darf sich Guterres jedoch nicht von der Ausübung seines Amtes abhalten lassen.

Dazu zählt auch, sich in die Höhle des Löwen zu wagen, und dort einen gerechten Frieden für die Ukraine und den Nahen Osten einzufordern. Von Angesicht zu Angesicht mit dem einzigen Menschen, der mit nur einem Befehl den furchtbaren Krieg im Osten von Europa beenden könnte - Wladimir Putin. Zudem nimmt jede Friedensbemühung, die der Kremlherrscher in den Wind schlägt, den Wagenknechts dieser Welt den Wind aus den Segeln, die behaupten, Frieden läge in der Hand des Westens. Wer Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt, setzt sich nicht für Frieden ein - außer vielleicht den Frieden des Grabes.

ulrich.haering@gea.de