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Aktuell Kommentar

Sommerpressekonferenz mit Olaf Scholz: Weniger nerven als der Rest

Warum GEA-Redakteur Ulrich Häring denkt, dass sich Bundeskanzler Olaf Scholz wohl an die Hoffnung klammert, sich bei den Wahlen im nächsten Jahr wieder irgendwie unauffällig an die Spitze lavieren zu können.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußert sich auf seiner Sommer-Pressekonferenz in der Bundespressekonferenz zu aktuellen Themen d
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußert sich auf seiner Sommer-Pressekonferenz in der Bundespressekonferenz zu aktuellen Themen der Innen- und Außenpolitik. Foto: Britta Pedersen/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußert sich auf seiner Sommer-Pressekonferenz in der Bundespressekonferenz zu aktuellen Themen der Innen- und Außenpolitik.
Foto: Britta Pedersen/dpa

REUTLINGEN. Olaf Scholz ist fest entschlossen, bei der Wahl im kommenden Jahr wieder als SPD-Kanzlerkandidat anzutreten und sein Amt erfolgreich zu behaupten. Miserabele Umfragewerte und schwindenden Rückhalt in der eigenen Partei wischt er einfach beiseite. »Die SPD ist eine sehr geschlossene Partei«, verkündet er im dem Brustton der Überzeugung, der eigentlich nicht die natürliche Tonart des kühlen Hanseaten ist. Man erwartet beinahe, dass seine Parteikollegin Andrea Nahles als Backgroundsängerin ihren Hit »Ich mach mir die Welt - widde widde - wie sie mir gefällt« anstimmt.

Bloß nicht negativ auffallen

Fragen der Journalisten nach Fehlern und Versäumnissen begegnet Scholz mit einer Ode an die eigenen Verdienste, seien sie auch noch so selbstverständlich wie das Aufstellen eines Haushalts. In routinierter Manier lässt er sich von den Fragen seines Gegenübers nicht die Themen diktieren und spricht vor allem über das, was ihm selbst wichtig ist. Natürlich, ohne dabei allzu viel Angriffsfläche zu bieten. Ungewohnt gestenreich, bleibt er doch gewohnt unverbindlich. Bloß nicht negativ auffallen.

Das kleinere Übel

Womöglich setzt Scholz darauf, im Ringen um die Wählergunst weniger zu nerven als die politische Konkurrenz. Bildung, Pflege, Infrastruktur - in Deutschland liegt einiges im Argen. Da wird Finanzminister Christian Lindner mit seinem Hit: »Steuern klein, Schulden nein - Sozialausgaben, muss das sein?« zunehmend als Bremsklotz für dringend notwendige Investitionen wahrgenommen. Auf der anderen Seite bedrohen die Grünen mit ihren unangenehmen Wahrheiten und Maßnahmen vielen die liebgewonnene Lebensart. Und dass die CDU auf der Zielgeraden noch über einen internen Machtkampf ins Straucheln gerät, wäre auch nicht ganz neu. Hat die vergangene Wahl doch am Beispiel Armin Laschet gezeigt: Wer zuletzt lacht, verscherzt es sich am besten. Und damit ist beim Scholzomat kaum zu rechnen.

ulrich.haering@gea.de