REUTLINGEN. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo herrscht erneut Krieg. Die Tutsi-Rebellenmiliz M23 hat die Provinzhauptstadt Goma eingenommen. Es ist die Fortsetzung eines Konflikts, der das rohstoffreiche Land im Prinzip seit der Unabhängigkeit von Belgien nicht zur Ruhe kommen lässt. Berüchtigt ist der Konflikt, weil Kindersoldaten und sexuelle Gewalt als Kriegswaffe eingesetzt werden.
Vordergründig ist der Konflikt ein Bürgerkrieg. Dahinter steckt aber ein Machtkampf zwischen der riesigen und rohstoffreichen, aber multi-ethnischen und politisch dysfunktionalen Demokratischen Republik Kongo und den kleinen, aber politisch stabilen und militärisch überlegenen Nachbarländern Ruanda und Uganda. Präsident Ruandas ist seit 25 Jahren Paul Kagame, der zuvor 1994 als Anführer der Tutsi-Rebellenmiliz RPF den Völkermord der Hutu-Extremisten an mindestens 800.000 Tutsi und moderaten Hutu militärisch beendete. Im Osten Kongos leben wie in Ruanda und Uganda Hutu und Tutsi.
Der Konflikt hat jedoch auch eine wirtschaftliche Komponente: Es geht um die Kontrolle der Minen, in denen Coltan, Gold , Nickel, Kobalt und Kupfer gefördert werden - Rohstoffe die in Europa, USA und China benötigt werden. Dass die Botschaften der Niederlande und der ehemaligen Kolonialmacht Belgien angegriffen werden, zeigt, dass die EU-Länder in Afrika nicht mehr unbedingt als unabhängige Vermittler wahrgenommen werden. Der Konflikt flammt wohl auch gerade jetzt wieder auf, da die alten Ordnungsmächte USA, EU und Russland ihre Ressourcen im Ukrainekrieg gebunden haben. Das könnte die Chance für afrikanische Diplomaten wie Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa oder Kenias Präsident William Ruto sein, in dem Konflikt zu vermitteln.