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Aktuell Kommentar

Gedenken an den Holocaust: Verantwortung für das Hier und Jetzt

Warum GEA-Redakteur Ulrich Häring denkt, dass die Erinnerung an den Holocaust und die Verbrechen der Nazis heute wichtiger ist denn je.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (4. von rechts)  und seine Frau Elke Büdenbender (3. von rechts) gehen zusammen mit Bund
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (4. von rechts) und seine Frau Elke Büdenbender (3. von rechts) gehen zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (2. von rechts, SPD) und seiner Frau Britta Ernst (rechts) durch das Tor des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Stammlager Auschwitz I, mit dem Schriftzug ·Arbeit macht frei·. Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Scholz nehmen mit einer hochrangigen Delegation an der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz teil. Zu der Feier in der Gedenkstätte Auschwitz kommen Delegationen aus zahlreichen Ländern. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das deutsche Vernichtungslager Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (4. von rechts) und seine Frau Elke Büdenbender (3. von rechts) gehen zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (2. von rechts, SPD) und seiner Frau Britta Ernst (rechts) durch das Tor des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Stammlager Auschwitz I, mit dem Schriftzug ·Arbeit macht frei·. Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Scholz nehmen mit einer hochrangigen Delegation an der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz teil. Zu der Feier in der Gedenkstätte Auschwitz kommen Delegationen aus zahlreichen Ländern. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das deutsche Vernichtungslager Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

REUTLINGEN. In Auschwitz-Birkenau kommen hochrangige Delegationen aus ganz Europa zusammen, um der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers durch die Rote Armee vor 80 Jahren zu gedenken. 50 Zeitzeugen sind anwesend, um von den unvorstellbaren Verbrechen zu berichten, die den Insassen der Konzentrationslager angetan wurden. Wir werden nicht mehr lange auf die eindrücklichen Aussagen aus erster Hand zurückgreifen können. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung daran aufrechtzuerhalten, was der Mensch dem Menschen antun kann. Insbesondere beim Blick auf die politische Landkarte.

Verantwortung für das Hier und Jetzt

Es werden immer wieder Stimmen laut, die fordern, dass es jetzt doch auch mal gut sein müsse mit der Vergangenheitsbewältigung. Gerade erst verkündete Elon Musk, dass Deutschland zu viel Fokus auf vergangene Schuld lege. Doch beim Gedenken an den Holocaust geht es nicht um das Schuldgefühl der gegenwärtigen Generation, die zur Zeit des Nazi-Regimes noch nicht einmal geboren war. Es geht um die Verantwortung für das Hier und Jetzt, und darum dass sich die Gräuel der Vergangenheit niemals wiederholen dürfen.

Erinnerungskultur hat versagt

Wenn heute zwölf Prozent der jungen Erwachsenen den Begriff Holocaust nicht mehr kennen. Wenn die letzten Überlebenden der Schoah zusehen müssen, wie in Europa und in Amerika rechtsradikale Parteien die Macht ergreifen, dann hat die Erinnerungskultur versagt. Wenn jüdische Friedhöfe und Synagogen beschmiert werden und ein wütender Mob durch die Straßen Berlins zieht, der die Vernichtung Israels fordert, dann zeigt uns das, wie lebendig der Hass der Vergangenheit heute noch immer in bestimmten Kreisen ist. Diesem Hass entschlossen entgegenzutreten, wird unser aller Aufgabe sein, wenn die letzten Zeitzeugen einmal nicht mehr unter uns sind.

ulrich.haering@gea.de