REUTLINGEN. Der designierte US-Präsident will, dass die Nato-Mitglieder fünf Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Verteidigung ausgeben. Die Forderung reiht sich ein in die Serie irrlichternder Ankündigungen, wie der gewaltsamen Annexion von Grönland und des Panama-Kanals. Man darf nicht alle Aussagen des nach Aufmerksamkeit süchtigen Trump für bare Münze nehmen. Dennoch geben sie Aufschluss über die Stoßrichtung seiner künftigen Politik.
Fünf Prozent des BIP würden für Deutschland 220 Milliarden Euro bedeuten, dass 45 Prozent des Gesamthaushaltes für die Verteidigung aufgewendet werden müsste. Eine vollkommen unrealistische Zahl. Aber auch die USA, die 2023 rund 916 Milliarden Dollar für ihre Armee ausgegeben haben, würde die Anhebung des Ziels zusätzliche 500 Milliarden Dollar bedeuten. Das ist selbst für die USA eine beträchtliche Stange Geld. Insbesondere angesichts der bedrohlich wachsenden Staatsverschuldung, die sich in den vergangenen zehn Jahren von 18 auf 36 Billionen Dollar verdoppelt hat. Glücklicherweise wird auch Trumps Großmannssucht von den finanziellen Möglichkeiten begrenzt werden. Jedenfalls etwas.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass sich Trump in erster Linie als »Deal-Maker« versteht. Wer mit fünf Prozent einsteigt, trifft sich am Ende vielleicht bei 3,5 Prozent. Für die USA ein kleiner Schritt, für die restlichen Nato-Mitglieder jedoch teilweise ein große Herausforderung. Trump sieht weltweit keine Bedrohung, mit der die mächtige Militärmacht USA nicht auch alleine fertig werden würden. Die Nato ist für ihn nur ein Klotz am Bein. Ein Bündnis allein zum Nutzen der kleineren Mitgliedsstaaten, die sich den Schutz der USA versprechen. Und das ist kein Deal nach Trumps Geschmack. Sollten sich die Nato-Partner seinen Forderungen nicht beugen, lieferte ihm dass einen Grund dem Verteidigungsversprechen im Ernstfall nicht nachzukommen. Europa muss angesichts Russlands Aggression deutlich mehr in Verteidigung investieren. Auf die USA ist kein Verlass mehr.