REUTLINGEN. Selten gibt es zu einem Thema einen derart breit aufgestellten Konsens wie zur Einführung von Strafzöllen auf chinesische E-Autos durch die EU. Verbände, Hersteller und Politiker nahezu aller Parteien sprechen sich gegen das protektionistische Instrument aus, mit dem die EU-Kommission den europäischen Markt vor Fahrzeugen zu Dumpingpreisen aus China schützen will. Doch auch das Nein aus Deutschland kann die geplante Einführung nicht verhindern.
China besonders für deutsche Hersteller relevant
Der chinesische Markt ist besonders für die deutschen Hersteller von großer Bedeutung. 30 bis 40 Prozent ihrer Fahrzeuge verkaufen VW, BMW und Mercedes in der Volksrepublik. Gegenmaßnahmen, die den Zugang zum Milliarden-Menschen-Markt in China weiter einschränken würden, träfen gerade die deutschen Hersteller empfindlich. Zudem verfügen die deutschen Hersteller über große Produktionsanlagen in China und exportieren von dort auch in die EU. Das bedeutet, die Strafzölle treffen auch ganz direkt die deutschen Autobauer. Doch andere europäische Hersteller wie Stellantis oder Fiat Chrysler sind in China längst nicht so erfolgreich und haben deutlich weniger zu verlieren. Weshalb sich Frankreich und Italien eher nicht gegen die Schutzzölle positioniert haben.
Nicht widerstandslos Chinas wirtschaftlicher Stärke ergeben
Im Ringen um faire Wettbewerbsbedingungen, darf Europa sich jedoch auch nicht widerstandslos der wirtschaftlichen Stärke Chinas ergeben. Europäische Ingenieurskunst und Erfindergeist brauchen den internationalen Konkurrenzkampf nicht zu scheuen. Aber unfairen Praktiken wie Subventionen muss auch entschlossen begegnet werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Drohung mit den Daumenschrauben, China zum Einlenken bewegt. In einem ausgewachsenen Handelskrieg sitzt die Volksrepublik am längeren Hebel.