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Ein Brückenbauer mit Weitblick

Valdo Lehari jr., Verleger und Geschäftsführer des Reutlinger General-Anzeigers, feiert heute seinen 65. Geburtstag

GEA-Verleger Valdo Lehari jr.
GEA-Verleger Valdo Lehari jr. Foto: dpa
GEA-Verleger Valdo Lehari jr.
Foto: dpa

REUTLINGEN. Reutlingen, Berlin, Brüssel, das ist der Aktionsradius von Valdo Lehari jr. Denn Lehari ist nicht nur Verleger und Geschäftsführer des Reutlinger General-Anzeigers, sondern auch ein herausragender Repräsentant des Verlegerverbands in Deutschland und in Europa. Die Liste seiner Ämter ist lang. Er ist unter anderem Ex-Präsident und amtierender Vizepräsident des europäischen Zeitungsverlegerverbands (ENPA) in Brüssel, sitzt als Stellvertreter von Springer-Chef Matthias Döpfner im Präsidium des deutschen Verlegerverbands (BDZV) in Berlin und vertritt als Präsident des baden-württembergischen Verlegerverbands in Stuttgart die Interessen der Tageszeitungen. Zudem ist Lehari im Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur, Ehrensenator an der Universität Tübingen und war Mitglied im ZDF-Fernsehrat.

Der GEA-Verleger bezeichnet sich selbst als »heimatverwurzelten Kosmopoliten«, für den bei allem Engagement die eigene Familie eine zentrale Rolle spielt. Er hat schon früh erkannt, wie wichtig es ist, in einer immer enger zusammenrückenden Welt nach Verbündeten zu suchen, um die Interessen der Verlage effizient zu vertreten. Mit seinem breiten Netzwerk gelingt es ihm als Verleger einer Regionalzeitung, sich auch in Brüssel und Berlin Gehör und Einfluss zu verschaffen. Denn dort werden Entscheidungen getroffen, die direkten Einfluss haben auf die Geschäfte der Tageszeitungen.

Leharis Verbandsarbeit ist geprägt von Ausdauer, Sachkunde und Weitblick. Lange bevor andere die Rolle der amerikanischen Internetplattformen kritisierten, wies der GEA-Verleger in seinen Reden auf deren übergroßen Einfluss hin und suchte Verbündete für die Auseinandersetzung mit den US-Internet-Giganten.

Lehari geht es auch um die Vertretung der ökonomischen Interessen der Verlage. Doch für ihn sind Tageszeitungen viel mehr als lediglich Wirtschaftsunternehmen. Zeitungen sind ein wichtiger Bestandteil für den Erhalt der Demokratie. »Zeitungen halten die Gesellschaft zusammen«, sagt der GEA-Verleger. Sie bieten eine breite Palette an Nachrichten, Hintergründen und Meinungen, die die gesamte Breite der Gesellschaft und Politik abdeckt. Das sei wichtig für die Meinungsbildung in der Demokratie und verhindere, dass die Gesellschaft sich immer weiter aufspalte, weil jeder nur die Sachen liest, die seiner eigenen politischen und gesellschaftlichen Auffassung entsprechen. Gerade in Zeiten von sozialen Medien, die oft eine verzerrte Welt wiedergeben, brauche es eine Plattform für den politischen Dialog. Das können nur Tageszeitungen sein. Freiheit und Verantwortung oder der Wert des geistigen Eigentums sind für ihn keine leeren Floskeln, sondern Triebfeder seines gesellschaftlichen und politischen Lebens. »Tageszeitungen sind das einzige Medium, welches das Lokale mit dem Weltgeschehen verbindet«, sagt Lehari.

Dabei setzt der GEA-Verleger nicht auf Konfrontation, sondern sucht den Ausgleich. Lehari ist ein Brückenbauer mit Weitblick. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat ihm für sein vielfältiges gesellschaftliches und soziales Engagement und für sein Engagement für Pressefreiheit und Demokratie in Deutschland und Europa den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg verliehen.

Der von ihm getragene Hilfsverein »GEA-Leser helfen« hat bereits weit über eine Million Euro gesammelt für bedürftige Menschen in der Region. Zudem unterstützt er zahlreiche Aktionen zugunsten benachteiligter Menschen und fördert mehrere Kultur-, Sport- und Jugendeinrichtungen.

»Tageszeitungen sind das einzige Medium, welches das Lokale mit dem Weltgeschehen verbindet«

Geboren wurde Lehari jr. in Hage im Kreis Norden. Nach dem Abitur in Reutlingen studierte er in Freiburg Rechtswissenschaften. Besonders geprägt hat ihn die Zeit zwischen 1978 und 1982, als er in den Vereinigten Staaten an den Universitäten in Berkeley, an der Stanford Law School studierte sowie in einem Anwaltsbüro in Palo Alto arbeitete und sich mit verfassungsrechtlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen zur Rolle von Verlagen im privaten Rundfunk beschäftigte. Das Leben in den USA und seine Reisen durch das Land der tausend Möglichkeiten haben ihn bis heute geprägt. Von 1980 an übernahm Lehari Projektverantwortung im familieneigenen Unternehmen. 1983 sammelte er Erfahrungen als Assistent der Geschäftsführung beim Bonner General-Anzeiger und verantwortete zeitgleich beim GEA die Einführung der EDV sowie des Bildschirmtextes. 1985 kehrte er als Mitglied der Geschäftsleitung endgültig ins Reutlinger Verlagshaus zurück. Lehari war 1986 Gründungsgeschäftsführer von Radio RT 4 (heute Antenne1). Im Jahr 2000 gründete er gemeinsam mit den regionalen Partnern der Südwestpresse das Kooperationsprojekt Druckzentrum Neckar-Alb, dessen Mit-Geschäftsführer er bis heute ist. Dort werden der GEA und die anderen Tageszeitungen gedruckt.

Lehari ist seit 2001 Chef des baden-württembergischen Landesverbands der Tageszeitungen. 2006 wurde er zum Präsidenten des Europäischen Zeitungsverlegerverbandes gewählt. Nach der maximalen Amtszeit von vier Jahren ist er seither Vizepräsident des europäischen Verlegerverbands. Doch als dienstältester Lobbyist ist er weiterhin Top-Diplomat für die Zeitungen in Europa. (GEA)