REUTLINGEN. Deutschland hat in zwei Weltkriegen gegen Russland gekämpft und verloren. Deutschland will kein drittes Mal gegen Russland kämpfen. Bei einem Angriff auf Nato-Gebiet läge Deutschland ziemlich weit vorn. Darum wäre es im Interesse der Bundesrepublik, wenn die Bündnispartner USA und Großbritannien zurückhaltend reagierten auf die Forderung der Ukraine.
Die Ukraine will russisches Gebiet mit westlichen Waffen treffen. Damit will sie Stellungen, von wo aus sie beschossen wird, und Wege, worüber Nachschub an die Front gebracht wird, zerstören. Dieser Angriff auf den Gegner ist notwendig zur Selbstverteidigung. Das Problem ist, dass Putin diesen Einsatz als Kriegseintritt der Nato bewertet und einen Gegenschlag androht. Womöglich sind das leere Worte: Der Kremlchef hat schon viele rote Linien gezogen und schon viele Atomschläge angekündigt. Und was ist passiert? Nichts! Denn Russland ist Experten zufolge (noch) nicht gerüstet, Krieg gegen die Nato zu führen.
Doch man sollte Putins Worte nicht leichtfertig abtun. Der Ukraine-Krieg ist längst zu einem Stellvertreterkrieg des Westens gegen Russland geworden. Ohne militärische, finanzielle und humanitäre Hilfe vom Westen gäbe es die Ukraine nicht mehr. Sowohl Russland als auch die Nato veranstalten demonstrativ Manöver. Deutschland investiert ein Sondervermögen in die Verteidigung, denkt über die Wiedereinführung des Wehrdienstes nach und soll US-Raketen bekommen. Mit jedem Schritt dreht die Eskalationsspirale sich weiter. Vielleicht ist der Beschuss russischen Territoriums mit westlichen Waffen nicht die rote Linie. Aber der Kipppunkt rückt näher. (GEA)

