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Aktuell Kommentar

Der Wahlkampf darf so nicht weitergehen

»Unverschämtheit«, »Tünkram«, »peinlichster Bundeskanzler«: In den letzten Tagen ging es zwischen einigen Spitzenkandidaten der Parteien alles andere als fair und respektvoll zu. Der Wahlkampf darf so nicht weitergehen, kommentiert GEA-Redakteurin Katharina Link

Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) sind in den letzten Tagen schwer aneinandergeraten. Alles nur Wahlkampfgedöns oder do
Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) sind in den letzten Tagen schwer aneinandergeraten. Alles nur Wahlkampfgedöns oder doch eine Verrohung der Sitten? Foto: Michael Kappeler/dpa
Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) sind in den letzten Tagen schwer aneinandergeraten. Alles nur Wahlkampfgedöns oder doch eine Verrohung der Sitten?
Foto: Michael Kappeler/dpa

REUTLINGEN. Staatstragende Zurückhaltung war gestern, der Wahlkampf hat gleich zu Anfang seine eher hässliche Fratze ausgepackt: Da stichelt Olaf Scholz (SPD) erst gegen Christian Lindner und kritisiert dessen fehlende »sittliche Reife«. Friedrich Merz (CDU) poltert daraufhin gegen Scholz »blanke Unverschämtheit«, findet den Kanzler sowieso »zum Fremdschämen«. Scholz wiederum reagiert mit einem Satz, der so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird: »Fritze Merz erzählt gern Tünkram«, also Unsinn. Und wäre das alles nicht schon genug, holt gestern auch noch CSU-Chef Markus Söder die Keule raus und spricht vom »peinlichsten Bundeskanzler, den unser Land je hatte«. Ja sind wir denn im Kindergarten, wo der eine schreit: »Du bist doof!«, und der andere brüllt: »Du bist aber noch viel doofer!«?

Dabei hatten Scholz, Merz und Habeck (Grüne) es den Wählerinnen und Wählern doch erst vor Kurzem im TV fest versprochen: Fair und respektvoll solle der Wahlkampf werden. Es sei das Wesen der Demokratie, um die besten Lösungen zu ringen, ohne sich gegenseitig herabzusetzen oder zu verletzen. »Trotz aller nötigen Zuspitzung, trotz allem Ringen um Unterschiede müssen wir ehrlich und fair bleiben«, sagte hier Scholz.

Spätestens mit der gestrigen Vorstellung der Wahlprogramme sollten sich die Kontrahenten wieder an ihre weisen Worte erinnern. Denn die Menschen in unserem Land haben andere Sorgen. Ja, sie haben sogar sehr große Sorgen: Arbeitsplätze, die verloren gehen, Kosten, die über den Kopf wachsen, eine Wirtschaft, die den Anschluss verliert. Stoppt den Tünkram, möchte man da den Politikern zurufen. Und beginnt nun endlich um die besten Lösungen für unsere Zukunft zu wetteifern. (GEA)

katharina.link@gea.de