ZWIEFALTEN/REUTLINGEN. Der Dekanatsrat des katholischen Dekanats Reutlingen-Zwiefalten diskutierte in Zwiefalten mit Gabriele Denner, Geschäftsführerin des Diözesanrates der Diözese Rottenburg-Stuttgart, über Gegenwart und Zukunft der Räte und Gremien in der Kirche der Diözese.
Mit Eiskaffee und Gartenfrüchten erfrischten sich 25 Delegierte aus den Kirchengemeinden, Einrichtungen und Verbänden bei ihrer »Sommersitzung« im Haus Adolph Kolping. Aktuelle und heiße Themen der katholischen Kirche bildeten den Schwerpunkt des Abends.
»Synodalität bedeutet nicht Friede-Freude-Eierkuchen«, machte die Geschäftsführerin des Diözesanrats deutlich, »sondern ist ein stetiger vielfältiger, oft mühsam errungener Weg in unterschiedlichen und gemeinsamen Anliegen von Ehrenamtlichen, Diözesanleitung und Bischof.«
»Synodalität bedeutet nicht Friede, Freude, Eierkuchen«
Das gelte auch für den Diözesanrat, der sich als Beratungsgremium aus rund 120 Mitgliedern der Dekanate, Verbände und Berufsgruppen als eine bunte Schar von gewählten Laienvertretern zusammensetzt. Damit besitzt das oberste Gremium der Diözese Mitgestaltungsmöglichkeiten für die gegenwärtige und künftige Ausrichtung der Diözese.
In seinen Sitzungen und Beschlüssen geht es nicht nur um wichtige finanzielle Weichenstellungen für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sondern auch um Positionierungen zum Krieg in der Ukraine, zur Flüchtlingshilfe und zur Schaffung von Wohnraum, zu Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, zu Partizipation von Frauen in kirchlichen Ämtern und Gendergerechtigkeit und zu Schwerpunkten und Orientierungen für die weitere Kirchenentwicklung.
Wichtig ist das Miteinander von der Basis her
Denner erklärte den Delegierten die Grundsätze des »Rottenburger Modells« im Diözesanrat, der – einzigartig im deutschsprachigen Katholizismus – die Aufgaben des Katholikenrats (öffentliche Stellungnahme), des Pastoralrats (Beratungsgremium des Bischofs) und der Kirchensteuervertretung (Beschluss der Zuweisung von Kirchensteuermitteln) vereint. Wichtig sei jedoch stets »Synodalität«, das Miteinander von der Basis her: in den Kirchengemeinden, den Räten dort wie auf der Ebene des Dekanats.
Dekan Hermann Friedl setzt auf »Synodalität« und unterstützt auch notwendige strukturelle Reformprozesse hinsichtlich der Kirchenentwicklung. Gleichzeitig bereitet ihm große Sorge die Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber der sozialen Größe »Kirche«, die horrenden Kirchenaustrittszahlen und die austrocknende Glaubenssubstanz. »Nach wie vor brenne ich ganz und gar für diesen Jesus und sein Evangelium. Das gibt mir die Kraft, weiterhin in dieser krisengeschüttelten und angefeindeten Kirche zu arbeiten, sie zu ihren Wurzeln zurückzuführen und christliche Werte und Zusammenhalt in der auseinanderdriftenden Gesellschaft hochzuhalten«, so Dekan Friedl.
Gemeinsame ökumenische Strategie
Christoph Zimmermann (Münsingen) fasste die Themen und Ergebnisse der jüngsten Sitzungen des Diözesanrats zusammen. Gemeinsam mit Gabriele Derlig (Reutlingen) vertritt er dort die Anliegen der katholischen Kirche im Landkreis Reutlingen. Für eine gemeinsame ökumenische Strategie in der Bewältigung der gegenwärtigen Krisen – wie etwa »erdrutschartigem« Mitgliederschwund, Glaubwürdigkeitsverlust und schwindenden personellen und finanziellen Ressourcen – plädierte der evangelische Dekan Marcus Keinath (Reutlingen), der als ständiger Gast der Evangelischen Bezirkssynode dem Dekanatsrat angehört.
»Es geht nur auf einem gemeinsamen Weg – auch wenn der gerade sehr mühsam und steinig ist«, lautete das Fazit von Dekan Hermann Friedl. (k)