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Von wegen spießige Deutsche

Das Fußball-EM-Abenteuer in Stuttgart ist vorbei. Was in Erinnerung bleibt.

Allgemeine Sympathieträger: Schottische Fans feierten ihre Mannschaft, auch wenn's am Ende wieder ein Vorrunden-Aus gab.
Allgemeine Sympathieträger: Schottische Fans feierten ihre Mannschaft, auch wenn's am Ende wieder ein Vorrunden-Aus gab. Foto: Marijan Murat/dpa
Allgemeine Sympathieträger: Schottische Fans feierten ihre Mannschaft, auch wenn's am Ende wieder ein Vorrunden-Aus gab.
Foto: Marijan Murat/dpa

STUTTGART. Das große Turnier ist vorbei - zumindest in Stuttgart. Und die Landesmetropole, in der das deutsche Team bei der WM 2006 noch das Spiel um Platz drei gewann, muss damit leben, dass 18 Jahre später hier die EM-Titel-Träume der Nagelsmänner endeten. Woran werden wir uns erinnern?

Im Viertelfinale, dem letzten EM-Spiel in der Arena an der Mercedesstraße, haben auch die Volunteers ihren letzten Auftritt. Stehen vor der Partie erwartungsvoll für Fragen bereit und verhehlen nicht, dass auch Wehmut in der Luft liegt: »Wir werden mit schönen Erlebnissen heimfahren.« Das Abenteuer Fußball-Europameisterschaft brachte die Helfer mit dem grünen Shirt vor allem mit viel internationalem Flair in Berührung. Fünf Partien wurden hier ausgetragen, Teams aus sechs Nationen kämpften in der Heimstätte des VfB um den Sieg. Wer hatte die nettesten Fans? »Die Schotten und die Dänen« höre ich gleich mehrfach. Zumindest auf diesem Gebiet liegen die bei Europameisterschaften permanent erfolglosen Kicker aus dem Norden der britischen Insel in der Spitzengruppe.

Über den Schatten springen

Doch es gibt auch eine Überraschung. »Die Deutschen«, sagt ein Helfer. Weil ich verwundert die Augenbrauen hochziehe, merkt man ihm an, dass seine Aussage über die Landsleute eine Begründung verlangt. Die auch prompt folgt. »Weil man doch sagt, dass wir Deutsche spießig sind, aber das war hier nicht der Fall.« Stimmt, dieser Eindruck drängt sich auf. Wohin ich auch schaue: Die Stadion-Besucher sind locker, gut drauf, unkompliziert.

Als ich meine Texte geschrieben habe und die Tribüne verlasse, ist überall Abschieds-Stimmung angesagt. Würstchenbuden und Bier-Ausschank längst geschlossen, die Fans nach der Niederlage schnell auf dem Rückweg, auch für die meisten Freiwilligen ist das EM-Abenteuer vorüber. Doch am Hauptbahnhof sehe ich einen der Helfer immer noch im Einsatz. Weist den Ankommenden den Weg, bis spät in die Nacht. Unermüdlich, immer hilfsbereit. Das Dankeschön-Event nach Turnier-Ende und ein Abschluss-Geschenk haben sich die guten Geister in Grün allemal verdient.