Los Angeles (dpa) - Dirk Nowitzki schrieb, was die ganze Sportwelt dachte. »Du wirst immer vermisst werden. Du wirst immer in Erinnerung bleiben. Du wirst immer geliebt werden. Ruhe in Frieden mit deinem Engel Gigi«, twitterte der Superstar nach dem Unfalltod der Basketball-Legende Kobe Bryant.
»Du hast so viele auf der Welt inspiriert, mich eingeschlossen.« Den Beileidstweet überschrieb der 41-jährige mit »Mamba«. Am Sonntag war die »Black Mamba«, wie sich Bryant nannte, bei einem Hubschrauberabsturz in der Nähe von Los Angeles zusammen mit weiteren acht Insassen tödlich verunglückt - darunter seine 13-jährige Tochter Gianna, genannt Gigi.
Sie waren auf dem Weg vom John Wayne International Airport zu einem Basketball-Turnier in der Mamba Sport-Akademie. Mit seiner Frau Vanessa hatte der ehemalige Profi der Los Angeles Lakers vier Kinder.
Die Ermittlungen zu dem Unglück werden sich einem Bericht zufolge wohl um die schlechten Sichtverhältnisse und mögliche mechanische Probleme drehen. Die »LA Times« berief sich am Montag in einem entsprechenden Artikel auf nicht genannte Experten.
Der Hubschrauber des Typs Sikorsky S-76 mit dem 41-Jährigen an Bord war bei Nebel um 9.45 Uhr (Ortszeit) in ein gebirgiges Gelände bei Los Angeles gestürzt und in Flammen aufgegangen. Die Bedingungen waren laut Nachrichtenagentur AP zu der Zeit so widrig, dass die Polizei ihre Helikopter zunächst nicht aufsteigen ließ. Die Trümmerteile verteilten sich auf einem Bereich von der Größe eines Fußballfeldes.
Bryant hatte regelmäßig Helikopter als Verkehrsmittel benutzt, um den Staus auf den Straßen zu entgehen. Zwar könnten Hubschrauber mit entsprechender Ausstattung auch bei schlechter Sicht fliegen, doch ein Audiomitschnitt könnte nach Angaben der »LA Times« darauf hindeuten, dass diese nicht zum Einsatz kam.
Der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, hatte Bryants Tod bestätigt, nachdem zuvor entsprechende Informationen des Klatsch-Portals »TMZ« weltweit für Entsetzen gesorgt hatten. Nachdem die Polizei am Sonntagmittag die Identitäten der Verunglückten zunächst nicht bekanntgegeben hatte, kamen weitere Einzelheiten an die Öffentlichkeit.
Der langjährige Baseball-Trainer des Orange Coast College, John Altobelli (56), gehörte zu den Insassen. Zu den neun getöteten Insassen zählten nach Angaben von Altobellis jüngerem Bruder Toni auch die Frau des College-Coaches, Keri, und die gemeinsame Tochter Alyssa, die mit Gianna in einem Basketball-Team gespielt hatte.
In der NBA ging der Spielbetrieb weiter, die Partien begannen mit Schweigeminuten. Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban gab bekannt, dass Bryants Trikotnummer 24 in seinem Team nicht mehr vergeben werden würde. Meister Toronto Raptors ließ im ersten Angriff nach Absprache mit den San Antonio Spurs die Wurfuhr ablaufen. Eine Stunde vor Spielbeginn hatten die Profis von dem Unglück erfahren. Mehrere Partien begannen damit, dass Spieler den Ball entgegen der Regeln acht Sekunden hielten. Die 8 und die 24 waren Bryants Rückennummern.
In der Nähe der Absturzstelle und am Staples Center, der Heimat der Lakers, trauerten Fans. Sie legten Kränze nieder und zündeten Kerzen an. »Das sind schreckliche Nachrichten«, schrieb US-Präsident Donald Trump auf Twitter. Bryant sei " einer der wahrhaft größten Basketballer aller Zeiten gewesen, sein Leben hatte gerade erst begonnen". Trumps Amtsvorgänger Barack Obama und Bill Clinton zeigten sich fassungslos und kondolierten Bryants Familie. IOC-Präsident Thomas Bach würdigte Bryant als "wahren olympischen Champion", der die Kraft des Sports genutzt habe, um das Leben von Menschen zu verändern.
Auch bei den Grammy-Awards, die am Sonntagabend im Staples Center verliehen wurden, stand Bryants Tod im Vordergrund. »Heute haben Los Angeles, Amerika und die Welt einen Helden verloren. Wir stehen hier, und unsere Herzen sind gebrochen, im Haus, das Kobe erschaffen hat«, sagte Moderatorin Alicia Keys zu Beginn der Musikpreis-Verleihung.
»Ich habe Kobe geliebt - er war wie ein Bruder für mich«, ließ Michael Jordan, Bryants großes Vorbild, über seine Sprecherin mitteilen. »Worte können den Schmerz nicht ausdrücken, den ich fühle.« Bryant agierte auf der gleichen Position wie Jordan, versuchte ihm im Spielstil und seinen Erfolgen nachzueifern. Mit fünf NBA-Titeln für die Lakers blieb er nur eine Meisterschaft unter Jordans Marke.
Bryant wurde 15-mal ins Team der besten Profis der NBA gewählt - keinem gelang dies häufiger. 81 Punkte erzielte der knapp zwei Meter große Shooting Guard einmal in einer Partie 2006. Seine 33 643 Zähler in regulären Saisonspielen werden nur von Kareem Abdul-Jabbar, Karl Malone und LeBron James übertroffen - letzterer zog erst am Samstag an Bryant auf Platz drei der Bestenliste vorbei.
Die internationale Presse würdigte einen der »bekanntesten Athleten der Welt« (New York Times) und zog Vergleiche mit Golfprofi Tiger Woods, mit Fußballer Lionel Messi und Sprinter Usain Bolt. Für das »Wall Street Journal« war der Basketballer »das moderne Alphatier des Sports«. »Mit Bryant stirbt ein Kulturschatz für alle«, schrieb die italienische »Gazzetta dello Sport«.
Fans und einzelne Profis setzten sich dafür ein, dass das Logo der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA zu Ehren Bryants geändert wird. Bei der Plattform »change.org« unterzeichneten bis Montagmittag rund 145.000 Menschen eine entsprechende Petition. Das blau-rot-weiße Logo der National Basketball Association wird seit 1969 von einer Silhouette geziert, die laut des Designers dem damaligen Profi Jerry West nachempfunden ist.
Bryant soll dieses Jahr in die Ruhmeshalle des Basketballs aufgenommen werden. »Kobe wird auf die Weise geehrt, wie es sein sollte«, wurde der Präsident der Hall of Fame, Jerry Colangelo, von einem Reporter des Portals »The Athletic« zitiert. »Es ist erwartbar die epischste Klasse der Geschichte mit Kobe, Tim Duncan und Kevin Garnett.« Spieler können drei Jahre nach ihrem Karriereende in die Ruhmeshalle aufgenommen werden. Im gleichen Jahr wie Bryant hatten auch die NBA-Superstars Duncan und Garnett aufgehört.
Auch die zentraljapanische Hafenstadt Kobe, nach deren berühmtem Rindfleisch Bryants Eltern ihren Sohn benannt hatten, trauert um den tödlich verunglückten Basketball-Star Kobe Bryant. »Wir sind geschockt und traurig, von seinem plötzlichen Tod zu hören«, erklärte Tetsunori Tanimoto von der »Kobe Beef Marketing and Distribution Promotion Association«. Laut Bryants offizieller NBA-Biografie hatten die Eltern die Bezeichnung Kobe auf einer Speisekarte gelesen.
Bericht zum Tod Bryants bei der NBA
Statement zum Tod Bryants von NBA-Commissioner Adam Silver
Sechs magische Momente aus Kobe Bryants Basketball-Karriere
Japanische Stadt Kobe trauert um NBA-Legende Kobe Bryant
Petition gestartet: Fans wollen Bryant als neues NBA-Logo
Reaktionen auf den Tod von Kobe Bryant