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Rangnick-Team tanzt aus der Reihe

Die Lage des Quartiers kann Einfluss auf den Erfolg einer Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft haben

Gut drauf: Österreichs Trainer Ralf Rangnick und sein Team logieren in Berlin, wo am 14. Juli das Finale ausgetragen wird.
Gut drauf: Österreichs Trainer Ralf Rangnick und sein Team logieren in Berlin, wo am 14. Juli das Finale ausgetragen wird. Foto: Andreas Gora/dpa
Gut drauf: Österreichs Trainer Ralf Rangnick und sein Team logieren in Berlin, wo am 14. Juli das Finale ausgetragen wird.
Foto: Andreas Gora/dpa

DORTMUND. Es ist eine Wissenschaft für sich. Und eine Grundsatzfrage, ob Abwechslung ablenkt oder vielleicht sogar geeignet ist, den Kopf freizubekommen. Die Lage des Quartiers kann dazu beitragen, die Weichen auf Erfolg zu stellen. Ein Mosaiksteinchen, das im Gesamtbild oft unterschätzt wird.

Der Weltmeisterschafts-Gewinn 2014 der deutschen Elf wird immer mit dem Campo Bahia in Verbindung bleiben. Das brasilianische Resort, nur mit einer Fähre erreichbar, sorgte für die Entspanntheit, die Voraussetzung für Top-Leistungen ist. Wer aber nun glaubt, Quartiere am Ende der Welt würden automatisch Erfolg garantieren, liegt falsch. Man braucht nur an die Pleiten-WM 2022 denken. Da suchten sich die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes in Katar ausgerechnet eine Hotel-Anlage an der Nordküste am Persischen Golf aus. Erreichbar mitten durch die Wüste. Das sportliche Ergebnis ist bekannt.

Weitab vom Schuss

Oder die Frauen-Nationalmannschaft vor einem Jahr in Australien. Die damaligen Macher meinten, nördlich von Sydney, weitab vom Schuss, wäre die passende Lage für das Quartier. Im Nachhinein, nach dem WM-Debakel, wusste man es besser. Die 24 Teams bei der laufenden Europameisterschaft hatten auch die Qual der Wahl. Schickten im Vorfeld des Turniers Abordnungen her, oft auch mit dem Nationaltrainer, die alles genau erkundeten.

Erkenntnisse? Ruhe und Bergwelt allein müssen nicht der Stein der Weisen sein. Schottland half die Lage im Wintersport-Ort Garmisch-Partenkirchen nicht, Weiler im Allgäu den Ungarn genau so wenig. Beide Mannschaften schieden in der Gruppenphase aus. Kleinere Großstädte sind bei den Achtelfinalisten ziemlich beliebt. Die Dänen wollten's eine Nummer kleiner und müssen nach dem Aus gegen die deutsche Elf nun ihre Zelte im Schwarzwald abbrechen.

Austria mittendrin statt nur dabei

Die großen Metropolen waren nicht so begehrt. Die Österreicher kann das nicht schrecken. Sind mittendrin statt nur dabei. Das Team von Ralf Rangnick wohnt seit EM-Beginn im Berliner Grunewald, wo sich schon die deutsche Mannschaft beim Sommermärchen 2006 niedergelassen hatte. Das scheint zu beflügeln. Austria hat sich zu einem Geheimfavoriten gemausert.

Wer in Berlin logiert, will dort auch bleiben. Bis zum Finale am 14. Juli. Das nennt man eine Botschaft. Und signalisiert Selbstvertrauen. Österreich lässt die Muskeln spielen.