MÜNCHEN. Beim FC Bayern blicken sie gerade sorgenvoll jeder weiteren Corona-Testung ihrer Fußballstars entgegen.
Die Münchner kämpfen vor den kniffligen Auswärtsprüfungen bei den Höhenfliegern von Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr) und nur drei Tage später zum Start in die K.o.-Phase bei Lazio Rom immer mehr mit einem Gegner, den sie nicht auf dem Fußballplatz bezwingen können.
Nach Leon Goretzka, Javi Martínez und dem vor einer Woche bei der Club-Weltmeisterschaft in Katar positiv getesteten Angreifer Thomas Müller musste der deutsche Rekordmeister am Donnerstag in kurzer Abfolge den schon vierten Corona-Fall in diesem Jahr vermelden.
Diesmal hat es Weltmeister Benjamin Pavard erwischt. Der 24-jährige Franzose befindet sich in häuslicher Quarantäne. Die gute Nachricht in der kurzen Vereinsmitteilung lautete: »Dem Abwehrspieler geht es gut.« Auch der 31-jährige Müller befindet sich weiter in Quarantäne.
Die Häufung der Corona-Infektionen unter den Münchner Profis könnte Zufall sein. »Das kann immer mal vorkommen«, bemerkte Trainer Hansi Flick nach Müllers Positiv-Test. Er verbürgte sich für ein »sehr, sehr gewissenhaftes« Verhalten aller beim FC Bayern. Man bewege sich im engen Kreis. »Ich schütze mich, wie das jeder Spieler auch tut«, sagte Flick. Fußballer leben aber nicht rund um die Uhr in einer Blase. Sie haben ein privates Umfeld, teilweise Kinder. Das Virus ist überall. Das ständige Testen deckt immerhin Infektionen auf.
Das Thema Corona beschäftigt Flick gerade intensiv. Am Donnerstag telefonierte er mit Karl Lauterbach, um sich nach einem Zwist mit dem SPD-Gesundheitspolitiker persönlich auszutauschen. »Habe gerade mit Hansi Flick eine Halbzeit lang über Lage des Profifussballs in Zeiten von Corona gesprochen«, teilte Lauterbach anschließend via Twitter mit: »Es war für mich ein spannendes und konstruktives Gespräch mit gegenseitiger Wertschätzung. Jeder Streit ist beigelegt.«
Corona-Ausfall kommt ungünstig gelegen
Der nächste Corona-Ausfall trifft die Bayern zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Personaldecke wird gerade arg knapp. Pavard, der im Finale der Club-WM gegen den mexikanischen Gegner Tigres das Siegtor erzielt hatte, saß am Montagabend beim 3:3 gegen Bielefeld noch auf der Bayern-Bank. Flick gönnte dem Franzosen vor Frankfurt und Rom eine Pause. Der rechte Außenverteidiger, der in dieser Saison lange im Formtief steckte, muss nun auch noch ersetzt werden. Bouna Saar spielte gegen Bielefeld schwach und ist wohl kaum die Lösung für Frankfurt und Rom. Niklas Süle könnte von innen nach außen rücken. Oder Joshua Kimmich müsste in der Not mal wieder rechts aushelfen.
Neben Pavard werden wohl auch die Leistungsträger Müller und Serge Gnabry, der sich im Club-WM-Finale verletzt hatte, beide Partien verpassen. Außenstürmer Gnabry hat nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel gerade erst wieder mit dem Lauftraining begonnen. In der Offensive fällt darüber hinaus der verletzte Douglas Costa aus.
»Ich kann ja nichts ändern. Es ist einfach so«, sagte Flick zu den Absenzen wichtiger Akteure. Er sei keiner, »der jammert«. Es sei jetzt wichtig, »dass wir Spieler, die eventuell in der Lage sind, schon gegen Frankfurt im Kader zu sein oder dann gegen Lazio, so schnell wie möglich an die Mannschaft heranzuführen«, sagte Flick nach dem Unentschieden des Tabellenführers gegen Bielefeld.
Damit meinte er etwa Goretzka und Martínez. Die Mittelfeldspieler stehen nach ihren Corona-Infektionen vor einem Comeback. Das Virus hat sie aber mindestens ihren Spielrhythmus gekostet. Zudem dürfte Abwehrspieler Jérôme Boateng nach seiner Spielpause aus privaten Gründen bereits beim Liga-Topspiel in Frankfurt wieder auflaufen.
Im 100. Ligaspiel gegen die formstarken und daheim ungeschlagenen Hessen sind die Bayern gefordert. Der Vorsprung auf RB Leipzig könnte bei einer Niederlage auf zwei Punkte schrumpfen. »Wir müssen gegen starke Frankfurter möglichst so beginnen wie in der zweiten Halbzeit gegen Bielefeld«, mahnte Flick: »Und wir müssen in der Defensive besser stehen.« Benjamin Pavard wird dazu nicht beitragen können. (dpa)