KÖLN. Die Engländer sind in der Stadt. Anrufe bei den Pressestellen der Sicherheitsbehörden bringen keine neuen Erkenntnisse. Bis auf die, dass man auf englische Fans vorbereitet sei. Die Engländer haben sie allerdings in Köln nicht so ins Herz geschlossen wie die Schotten. Cyrian Whyte, ein schottischer Fan, vertraute dem Express an: »Ihr werdet uns noch mehr vermissen, wenn die Engländer kommen.« Ein schreibender Kollege hatte in einem Kommentar den Wunsch geäußert, ob die Schotten nicht noch ein wenig länger bleiben könnten. Stattdessen wurden über 100.000 Engländer in Köln erwartet.
Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Hooligan-Gruppen gelten aktuell zwar als ein Relikt des letzten Jahrhunderts, aber auch bei der Europameisterschaft 2024 war die Polizei schon gefordert, als es in Gelsenkirchen zu einer Massenschlägerei zwischen englischen und serbischen Fans kam. Elf von den Sicherheitskräften identifizierte Straftäter wurden festgenommen, mehrere Beteiligte verletzt, die Polizei sprach Stadionverbote aus.
Erinnerungen an die Euro 1988 in Deutschland werden wach
Vor dem dritten Vorrundenspiel der »Three Lions« gegen die Slowenen stand der »Ansturm von der Insel« an, nicht nur in und um das RheinEnergie-Stadion, sondern vor allem auch in der Public-Viewing-Area am Rheinufer und der Altstadt. Schon den ganzen Tag über waren Polizeisirenen zu hören. Nochmals Anruf bei der Kölner Polizei. Man sei vorbereitet, Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen, das Personal sei verstärkt worden. Weitere Einzelheiten sind aus nachvollziehbaren Gründen nicht zu erfahren.
Erinnerungen an die Euro 1988 in Deutschland werden wach. In Düsseldorf unterlag England dem späteren Europameister Niederlande mit 1:3, damals wurden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen erwartet, aber in der "Nacht der Nächte" im Juni trafen nicht die Gruppierungen aus England und den Niederlanden aufeinander, sondern englische Hooligans trafen auf die deutschen, weil die Polizei einen Sonderzug aus Gelsenkirchen nach Düsseldorf mit deutschen Hooligans nicht auf der Liste hatte. Die Szene um den Hauptbahnhof Düsseldorf glich innerhalb weniger Minuten einem Schlachtfeld, weit über 600 Personen wurden festgenommen, Kneipen und Restaurants in der Altstadt vernagelten ihre Fenster aus Angst vor den "Fans". Es waren andere Zeiten damals, "Gelsenszene" und Borussenfront" waren berüchtigte Gruppierungen in Deutschland, gewaltbereite Rechtsaußen.
Die Zeiten haben sich geändert – und mit ihnen die Menschen. Brisant bleibt die Szenerie weiter. (GEA)