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»Widerliche Tat«: Versteckte Kameras in TusSies-Umkleidekabine

Spielerinnen von Handball-Bundesligist TuS Metzingen entdecken zwei Kameras in ihrer Umkleidekabine. Die Polizei ermittelt eine verdächtige Person aus dem direkten Mannschaftsumfeld. Manager Ferenc Rott reagiert entsetzt.

Videoüberwachung ist an vielen Orten schon alltäglich.
Foto: dpa
Foto: dpa

METZINGEN. Schlimmer hätte die Woche für die Bundesliga-Handballerinnen der TuS Metzingen kaum anfangen können. Am Montag entdeckten Spielerinnen nach dem Training zwei Kameras in ihrer Umkleidekabine in der Öschhalle. Das bestätigt Michael Schaal, Pressesprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums, auf GEA-Anfrage. Noch am selben Tag sei die Polizei verständigt worden. Die Beamten haben daraufhin die Ermittlungen aufgenommen und innerhalb weniger Stunden eine verdächtige Person ermittelt.

Was die Metzingerinnen besonders trifft: Der mutmaßliche Täter, der die Kameras angebracht haben soll, ist nicht irgendein Fremder, sondern jemand aus dem näheren Mannschaftsumfeld. Wie der Verein in einer Pressemeldung schreibt, wurde die Zusammenarbeit mit dem oder der Verdächtigen umgehend beendet. Um wen es sich handelt, ist von den Beteiligten nicht zu erfahren. Unbeantwortet bleiben auch die Fragen, was genau die Beamten auf die Spur der verdächtigen Person geführt hat, ob Bild- oder Videomaterial angefertigt wurde und ob etwas davon womöglich veröffentlicht wurde.

Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren

Schaal lässt nur so viel durchsickern: »Beim Verdächtigen wurde Beweismaterial gefunden. Er ist auf freiem Fuß. Wir ermitteln wegen Paragraph 201a Strafgesetzbuch«. Dabei geht es um die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen. Wer dagegen verstößt, dem droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.

Manager Ferenc Rott wollte auf GEA-Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Auf der TusSies-Website reagiert er entsetzt: »Diese widerliche Tat – zudem auch noch durch eine direkte Vertrauensperson –, ist einfach nur schockierend und hat uns alle sehr getroffen.« Auf Facebook geben sich die Spielerinnen kämpferisch. Über einem Mannschaftsfoto schreiben sie: »Wir lassen uns von nichts und niemanden unterkriegen. Der Frauenhandball steht zusammen und wehrt sich entschlossen gegen all diejenigen, die uns und unseren Sport bedrohen. Unser Zusammenhalt ist größer als jede Rivalität, jedes Spiel, jedes Tor!«

Um bei der Bewältigung des Traumas zu helfen, haben Fachleute vom Referat Prävention am Donnerstag Kontakt zu den Spielerinnen und zum Verein aufgenommen und stehen ihnen unter dem Gesichtspunkt des Opferschutzes beratend zur Seite, sagt Schaal. Am Nachmittag haben erste gespräche stattgefunden.

Anerkennung für Spielerinnen

Trotz des Vorfalls hatte das Team gemeinsam beschlossen, im Spiel am Mittwoch gegen Spitzenreiter Bietigheim anzutreten. Das Match ging zwar mit 20:32 verloren, dennoch zieht Rott verbal den Hut vor den Frauen: »Wir haben diesen Vorfall intensiv mit der Mannschaft besprochen und ich bin sehr beeindruckt, dass unsere Spielerinnen so stark zusammenhalten und gemeinsam beschlossen haben, das Spiel gegen Bietigheim zu bestreiten.« 

Auch die Handball Bundesliga Frauen (HBF) reagiert mit Anerkennung: »Den Spielerinnen und Verantwortlichen der TuS Metzingen gebührt höchster Respekt, dass sie sich bewusst entschieden haben, das gestrige Spiel gegen die SG BBM Bietigheim trotz der mehr als schwierigen Umstände zu absolvieren«, heißt es in einer Pressemeldung. Gleichzeitig kritisiert der HBF-Vorsitzende Andreas Thiel  den Vorfall scharf: »Eine solche kriminelle Tat widerspricht allen Werten, die wir als HBF zusammen mit unseren Vereinen vertreten. Der Verein kann sich der vollen Unterstützung der HBF sicher sein.«

Liga wendet sich an Vereine

Zumal es nicht der erste Versuch ist, Bundesliga-Handballerinnen zu bespitzeln. So wurden im Herbst vergangenen Jahres bei der HL Buchholz 08-Rosengarten drei versteckte Kameras im Duschbereich der Kabinen durch die Polizei sichergestellt. Die HBF hat sich nun an ihre 30 Mitgliedsvereine gewandt. »Sie sind dazu angehalten, sensiblen Bereichen wie Umkleiden etc. besondere Beachtung zu schenken sowie deren Zugänge entsprechend zu kontrollieren.« (GEA)