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Was die ersten zehn Spiele über die Tigers Tübingen verraten

Es ist Zeit für ein erstes Fazit über die Tigers Tübingen, die mit acht Siegen und zwei Niederlagen auf dem dritten Tabellenplatz in der 2. Basketball-Bundesliga stehen. Was bei den Raubkatzen bislang aufgefallen ist.

Der verlängerte Arm des Coaches: Tigers-Kapitän Till Jönke (links) mit Trainer Domenik Reinboth.
Der verlängerte Arm des Coaches: Tigers-Kapitän Till Jönke (links) mit Trainer Domenik Reinboth. Foto: Baer/Eibner
Der verlängerte Arm des Coaches: Tigers-Kapitän Till Jönke (links) mit Trainer Domenik Reinboth.
Foto: Baer/Eibner

TÜBINGEN. Es scheint eine Art magische Zwischenmarke für Trainer im Profi-Sport zu sein. Headcoach Domenik Reinboth vom Basketball-Zweitligisten Tigers Tübingen betonte im bisherigen Saisonverlauf immer wieder, dass man erst nach zehn Spielen wissen könne, wo man ungefähr stehe. Diese Marke ist nun erreicht. Deshalb ist es Zeit, ein erstes Fazit mit Blick auf die Raubkatzen zu ziehen, die mit acht Siegen und zwei Niederlagen auf dem dritten Tabellenplatz in der Pro A stehen. Was bei den Tigers, die aufgrund der Länderspielpause einem spielfreien Wochenende entgegenblicken, bislang aufgefallen ist.

- Die Fans haben Bock auf die Tigers
2.400, 2.684, 2.476: Gleich dreimal wurde in den ersten fünf Heimspielen die 2.000-Zuschauermarke deutlich übertroffen. Zum Vergleich: Im Aufstiegsjahr 2022/23 war das in den ersten sechs Spielen in der Paul-Horn-Arena nur einmal der Fall gewesen. Was auf diese Saison übertragen nichts anderes bedeutet wie: Die Fans aus Tübingen und der Region haben richtig Bock auf Tigers. »Das ist natürlich super und freut uns. Vor allem, dass die Leute nach einer schwierigen letzten Saison weiter Spaß am Tübinger Basketball haben und sich auf einen neuen Spielstil, eine neue Mannschaft und auch sonst viele neue Gesichter einlassen«, betont Reinboth.

- Viele enge Spiele
»Es waren einige Spiele dabei, die auch genau andersrum hätten ausgehen können und dann würden wir woanders stehen«, meint der zweifache Familienvater und ergänzt: »Aber man muss sehen: Wir haben diese engen Duelle gewonnen und auch eine Sicherheit in diesen brenzligen Situationen entwickelt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.« Bestes Beispiel: Der Auswärtssieg in Nürnberg am dritten Spieltag in letzter Sekunde, als Tigers-Spielmacher Marvin Heckel bei einem Unentschieden das gesamte Feld in weniger als sechs Sekunden überbrückte und den Ball mit der Schlusssirene irgendwie noch im Korb unterbrachte. »Umso mehr schwierige Situationen du hast, umso mehr schweißt es dich als Team zusammen«, sagt Reinboth. Was den Tigers dagegen noch fehlt? Ein ungefährdeter Start-Ziel-Sieg. »Für uns geht es darum, Spiele auch mal höher zu gewinnen«, hatte Co-Trainer Dhnesch Kubendrarajah vor dem Spiel gegen Vechta II gefordert. Und mit dem souveränen 85:69-Erfolg prompt eine Reaktion der Mannschaft bekommen. Der nächste Schritt wird es also sein, regelmäßig strauchelnde Gegner zu Fall zu bringen.

- Cooper sticht heraus
19,9 Punkte im Schnitt (Platz fünf ligaweit) und nur in einer Partie nicht der beste Scorer bei den Tübingern. Spielmacher Kenny Cooper ragt in einer ansonsten sehr ausgeglichenen Mannschaft heraus. »Kenny spielt eine super Saison, ist weiter lernwillig und möchte immer mehr Input. Wir wollen aber dort hinkommen, dass wir noch ausgeglichener sind«, berichtet Reinboth. Anders gestaltet sich die Situation beim zweiten ausländischen Spieler auf der Spielmacher-Position. Miles Tention verfügt über einen hohen Basketball-IQ und kann das Spiel daher gut lesen, sein offensiver Output ist aber durchaus noch ausbaufähig. In der Verteidigung macht der US-Amerikaner sehr gut Druck auf den Gegner. Als ausgewiesener Schütze nach Tübingen gekommen, müsste der 25-Jährige den einen oder anderen Wurf mehr nehmen. Erst 20 genommene Dreier - 6 davon erfolgreich (30 Prozent) - sind durchaus ausbaufähig.

- Jönke unersetzlich
Till Jönke ist das Paradebeispiel eines Routiniers. Der 32-Jährige setzt seine Erfahrung überaus effektiv ein. Er geht voran. Und er geht als »aggressive Leader« da hin, wo es wehtut. Beim Rebounding (3,6 im Schnitt) ist er trotz »nur« 1,91 Metern Körpergröße ein unerlässlicher Faktor im Spiel der Tübinger. Vor allem auch Faktoren, die nicht in Statistiken erfasst werden, sind Dinge, die den Routinier auszeichnen. »Till verkörpert Tübingen in den letzten Jahren. Kein Spieler in unserer Mannschaft hat diese Erfahrung wie er. Er genießt größten Respekt. Das macht ihn sehr wichtig. Er treibt seine Mitspieler unermüdlich an, immer weiterzumachen«, lobt Trainer Reinboth. Dabei lesen sich auch die nackten Zahlen des »Vaters der Kompanie« prächtig. Nach Cooper ist Jönke zweitbester Dreierschütze (42,3 Prozent) und mit 7,3 Zählern im Schnitt drittbester Punktesammler.

- Überragendes Teamgefüge
Reinboth sagte kurz nach seiner Verpflichtung im Sommer im GEA-Interview: »Ich möchte hier in Tübingen eine ganz bestimmte Kultur im Team etablieren. Und zwar, dass man sich für seinen Mitspieler freut, wenn dieser abliefert.« Auch wenn im Spiel längst noch nicht immer alles rund läuft, so kann man bereits nach zehn Spieltagen festhalten: Diese Ankündigung ist sowas von eingetroffen. Der Team-Zusammenhalt bei den Tigers ist schon jetzt erstligareif. Es ist bemerkenswert, wie viel positive Energie vor allem von jenen Spieler kommt, die gerade auf der Bank Platz nehmen. »Die größte Bestätigung ist, wenn sich eine solche tolle Kultur entwickelt, weil die Spieler das eigenständig machen und man sie nicht pushen muss«, berichtet der Headcoach. Aber eine Kultur sei immer im Wandel. »Was passiert zum Beispiel, wenn wir mal vier Spiele in Folge verlieren?« (GEA)