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Warum Tigers-Profi Melkisedek Moreaux auf einen ganz besonderen Lebensweg blickt

Melkisedek Moreaux von den Tigers Tübingen hat in seinem noch jungen Leben schon viel gesehen und erlebt. Was der Basketball-Spätstarter nun vor allem möchte: Endlich eine sportliche Heimat für eine längere Zeit finden.

Ein Mann für die spektakulären Aktionen: Melkisedek Moreaux.
Ein Mann für die spektakulären Aktionen: Melkisedek Moreaux. Foto: Duddek/ Eibner
Ein Mann für die spektakulären Aktionen: Melkisedek Moreaux.
Foto: Duddek/ Eibner

TÜBINGEN. Bei Melkisedek Moreaux von einem echten Weltenbummler zu sprechen, wäre vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Weit entfernt davon ist der Sommerzugang von den Tigers Tübingen aber sicher nicht. Hochspannend ist es, was der 27 Jahre alte Forward des Basketball-Zweitligisten aus der Neckarstadt in seinem noch jungen Leben bislang alles schon gesehen und erlebt hat. Vor dem vierten Spieltag in der Pro A und dem Duell gegen die Giants Düsseldorf am Samstagabend in Tübingen (19.30 Uhr, sportdeutschland.tv) stellt sich daher die Frage: Wo fängt man bei seiner Erzählung am besten an?

Vielleicht bei der Entscheidung seiner Eltern, 2010 nach England auszuwandern. Von der Millionen-Metropole Hamburg ging es für ihn als 13-Jähriger mit seiner Mutter und zwei Schwestern ins beschauliche südenglische Städtchen Farnborough mit seinen knapp 60.000 Einwohnern. »Das war natürlich nicht ganz einfach am Anfang, weil ich die Sprache noch nicht gesprochen habe. Nach zwei oder drei Monaten wurde aber alles einfacher für mich. Für meine Schwester war es dagegen deutlich schlimmer, weil sie schon 17 war und in Deutschland einen engeren Freundeskreis hatte«, berichtet der gebürtige Hamburger dem GEA.

Bis zum 15. Lebensjahr noch Fußball gespielt

Das alles führte dazu, »dass mein Deutsch mittlerweile ein bisschen Katastrophe ist«, wie Defensivspezialist Moreaux selbst der Meinung ist. Doch dem ist überhaupt nicht so. Zwar kann der extrem athletische Forward mit dem dynamischen Drive zum Korb seine England-Vergangenheit nicht immer vertuschen und switcht gerne zu englischen Begriffen. Doch der deutschen Sprache ist der 27-Jährige nach wie vor mehr als mächtig. Allerdings würde seine Freundin gefühlt jeden Tag sagen: »Melki das sagt man nicht so. Das sagt man eher so«, erzählt der sympathische Moreaux, dessen Eltern aus Ghana stammen, und lacht dabei. Ein extrem ansteckendes Lachen. Was auch sein Coach Domenik Reinboth heraushebt: »Melki ist eine echte Frohnatur und ein absoluter Gewinn für uns.«

Interessant und fast noch bemerkenswerter ist derweil sein sportlicher Werdegang. Schließlich war bei der Auswanderung und auch in den Anfangsjahren in England nahezu undenkbar, dass aus Moreaux igendwann einmal ein Basketball-Profi in Deutschlands zweithöchster Spielklasse werden sollte. Denn: Bis zu seinem 15. Lebensjahr hatte sich der gläubige Christ (sein Name Melkisedek hat einen biblischen Bezug und bedeutet übersetzt König der Gerechtigkeit) einzig und allein dem Fußball verschrieben. Durchaus kurios, wenn man sich vor Augen führt, dass Moreaux selbst als Kicker in das Mutterland des Fußballs zog und nach wenigen Jahren zum Basketball und damit in eine Sportart wechselte, die man mit England nicht unbedingt als Erstes in Verbindung bringt. Wie es zu dieser überraschenden Wende kam?

Bei einem Schulturnier von einem Scout entdeckt

»Ich war schon immer sehr athletisch. Allerdings bin ich erst mit 14 oder 15 Jahren in die Höhe geschossen«, berichtet der heute 1,95 Meter große und 97 Kilo schwere Tigers-Profi. Ein Scout entdeckte ihn damals bei einem Schulturnier in seiner neuen Heimat in Südengland. »Er hat mich dann gefragt, ob ich bei einem Team aus der dortigen Region mitspielen möchte. Ich habe es dann eine Saison lang probiert und wurde direkt zum wertvollsten Spieler meiner Mannschaft gewählt. In dieser Zeit hat mich ein anderer Scout gesehen und ich bin auf ein Basketball-Internat nach Preston gegangen. Das war mit 16.«

Zu Beginn seiner neuen sportlichen Karriere habe er aber nicht viele Dinge auf dem Parkett gemacht. Sein Fokus lag primär auf seinem Tempo - mit dem er zu Lay-ups am Brett kam - und Blocks in der Verteidigung. »Am Anfang war es nur das. Ich habe nicht viel geworfen oder gedribbelt. Mit der Zeit und der Liebe zum Sport habe ich dann angefangen alles richtig ernst zu nehmen und an meinen Skills zu arbeiten«, berichtet er.

Fünf Jahre lang an verschiedenen US-Colleges

Sein Talent nahm man auch in Übersee zur Kenntnis. Nach seinem Highschool-Abschluss in England zog es Moreaux 2016 in die USA ans College. In fünf Jahren spielte er für gleich drei verschiedene Universitäten. In Nebraska, New York und Pennsylvania. Viele Ortswechsel bestimmen bislang auch die Profi-Karriere des 27-Jährigen. 2021/22 und 2022/23 lief er jeweils für die Zweitligisten Hagen und dem kommenden Gegner Düsseldorf auf. Die vergangene Spielzeit verbrachte er beim italienischen Drittligisten Virtus Cassino.

Braucht Moreaux diese ständigen Luftveränderungen in seinem Leben etwa? »Nein, das war eher der jeweiligen Situation geschuldet.« Zwar hat er bei den Raubkatzen zunächst einen Vertrag über ein Jahr unterschrieben. Doch wenn es nach ihm geht, dürfen gerne noch ein paar weitere Spielzeiten in der Neckarstadt folgen. In Tübingen fühlt sich Moreaux pudelwohl. »Vor allem die Teammates sind überragend. Das ist für einen Spieler immer das Wichtigste. Mit ihnen will ich auch in der Zukunft weiter arbeiten«, sagt er entschlossen. Was Melkisedek Moreaux neben dem sportlichen Erfolg nun aber vor allem möchte: Nach einer rastlosen Reise endlich eine sportliche Heimat für eine längere Zeit finden. (GEA)