CRAILSHEIM. Sein Name hat sich ins Gedächtnis der Fans eingebrannt, seine spektakulären Blöcke haben die Zuschauer regelmäßig von ihren Sitzen in der Paul-Horn-Arena gerissen. Big Man Daniel Keppeler war vier Jahre lang Teil des unter Ex-Headcoach Danny Jansson eingeschlagenen Erfolgsweges der Tigers Tübingen, der 2023 im Bundesliga-Aufstieg gipfelte und die sportlich erfolgreichste Phase der jüngeren Vereinshistorie darstellt. Im Sommer trennten sich jedoch die Wege des eingeschworenen »deutschen Haufens« der Raubkatzen.
Den langjährigen Kapitän Gianni Otto zog es zum Syntainics MBC aus Weißenfels, Scharfschütze Erol Ersek und Flügelspieler Mateo Seric folgten ihrem Trainer Jansson nach Heidelberg, Timo Lanmüller wechselte zu Aufsteiger Frankfurt. Nur Keppeler machte den vermeintlichen Schritt zurück in die 2. Bundesliga und läuft nun für die Hakro Merlins Crailsheim auf. Am Samstagabend (20.00 Uhr, sportdeutschland.tv) kommt es binnen einen Monats bereits zum zweiten Aufeinandertreffen der beiden Bundesliga-Absteiger. Die Tigers, die Ende Dezember im Hinspiel eine deutliche 62:76-Niederlage einstecken mussten, reisen nach sechs Niederlagen aus den vergangenen zehn Ligapartien als Underdog zum Derby nach Hohenlohe. Die Crailsheimer hingegen blicken auf neun Siege in diesem Zeitraum und gelten als Team der Stunde.
Im besonderen Fokus am Samstag steht erneut der fränkische Big Man mit Tigers-Vergangenheit, der im GEA-Interview über seine Liebe zu Tübingen und seinen Wechsel im Sommer nach Crailsheim spricht.
GEA: Daniel, vermissen Sie Tübingen?
Daniel Keppeler: Ja. Ich habe dort auch meine Freundin kennengelernt. An sich ist Tübingen bereits eine sehr schöne Stadt, aber vor allem die Leute haben es so besonders gemacht. Nach dem Duell Ende Dezember bin ich sogar extra noch eine Nacht in Tübingen geblieben und habe dort meinen freien Tag verbracht. Unter anderem habe ich mich mit meinem früheren Mitspieler Joshi Schwaibold getroffen und einfach die Zeit genossen. Ich durfte dort viele schöne Momente erleben und tolle Menschen kennenlernen. Ein bisschen Wehmut schwingt da aber immer mit. Tübingen war in den letzten vier Jahren schon wie ein kleines Paradies für mich.
Zur Person
Daniel Keppeler (28) wurde am 18. Januar 1997 in Nürnberg geboren. Er wurde in der Nachwuchsabteilung von Bundesligist Bamberg Baskets ausgebildet. Im Sommer 2020 wechselte Keppeler zum Zweitligisten Tigers Tübingen. 2022 und 2023 wurde er mit der Mannschaft Zweiter, 2023 folgte der Bundesliga-Aufstieg. Seit dem Sommer läuft der Franke, der auf beiden großen Positionen spielen kann, für die Crailsheim Merlins auf und kommt bislang auf durchschnittlich zehn Punkte, vier Rebounds und 1,3 Blocks pro Partie. (ott)
Bei den Tigers ist in dieser Saison nach dem XXL-Umbruch im Sommer alles neu.
Keppeler: Das stimmt. Till Jönke und Joshi sind natürlich noch da. Vom Rest des Teams kenne ich aber nur noch Marvin Heckel, mit dem ich in Bamberg zusammengespielt habe. Wir sind sehr gut befreundet. Auch derTrainerstab ist komplett neu. Es sind zwar immer noch die Tigers, aber doch ist alles so fern. Deshalb ist es auch ein geteiltes Gefühl. Einerseits habe ich so viel Liebe für den Club. Andererseits ist die Mannschaft komplett anders.
Warum haben Sie anders als ihre ehemaligen Mitspieler den Schritt zurück in die Pro A gemacht?
Keppeler: Die ganze Situation war schwieriger dieses Jahr, weil es imOberhaus inn dieser Saison ein Team weniger gibt und damit automatisch auch sechs weniger Kaderplätze für deutsche Spieler. Dennoch gab es auch einige Gespräche mit Bundesliga-Clubs. Aber oftmals haben die Vereine auf andere Spieler gewartet oder geschaut, ob sie den Vertrag mit ihrem deutschen Center verlängern können. Ich wollte eigentlich nicht zurück in die Pro A. Weil ich mir gedacht habe: Wenn man einmal den Fuß in der Bundesliga hat, dann muss man aufpassen, dass man nicht wieder den Stempel bekommt »nur« ein Zweitliga-Spieler zu sein.
»Das einzige was zunächst eben gefehlt hat, war die Liga. Ansonsten ist alles auf Bundesliga-Niveau«
Dennoch haben Sie sich schließlich für einen Wechsel nach Crailsheim entschieden. Warum?
Keppeler: Ich habe mich sehr lange mit unserem neuen Headcoach David McCray unterhalten. Da stand ich kurz vor einer USA-Reise und habe am Bahnsteig gewartet. Wir haben 45 Minuten gequatscht. Ich bin währenddessen in den Zug eingestiegen, habe mich noch gar nicht hingesetzt, stand neben dem Eingang und wir haben geredet und geredet. Es hat mir echt gut gefallen, was er mir erzählt hat. Weil es schon auch in die Richtung von Danny Jansson geht. Er setzt auf eine aggressive Verteidigung, gutes Teamplay und vor allem auf gute Charaktere im Team. Das hat David echt brutal gut hinbekommen. Wir sind ja ebenfalls eine neu zusammengestellte Mannschaft, aber der Teamspirit ist so gut. Ich bin sehr zufrieden, wie alles läuft.
Also sind Sie nicht traurig darüber, dass ein Bundesliga-Wechsel nicht geklappt hat?
Keppeler: Es war eigentlich mein Ziel, in der Bundesliga zu spielen. Aber von der ganzen Struktur hier ist alles top. Wir haben eine eigene Halle, in die wir immer reinkönnen, einen eigenen Kraftraum und Physio. Das habe ich die letzten Jahre manchmal ein bisschen vermisst. Es ist sehr, sehr professionell. Das einzige was zunächst eben gefehlt hat, war die Liga. Ansonsten ist alles auf Bundesliga-Niveau. So konnte ich es mit mir vereinbaren, weil der Club auch die Ambitionen hat, wieder direkt hochzugehen. Um die Frage final zu beantworten: Nein!
14 Siege aus 20 Partien und Tabellenplatz vier. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison?
Keppeler: Wir hatten zu Beginn ein bisschen Schwierigkeiten. Es fehlte die Abstimmung. Was nicht ungewöhnlich ist, da wir eine komplett neue Truppe sind. Das ist natürlich etwas anderes als bei den Tigers, wo man sich blind verstanden hat, weil man schon viele Jahre zusammenspielte. Es ist aber schon viel besser geworden, kann gleichzeitig aber noch deutlich besser werden. Das Potenzial war von Anfang an da, doch zu Beginn hat es noch nicht richtig Klick gemacht. Jetzt kommen wir so langsam ins Rollen. (GEA)