TÜBINGEN. »Das ist ein infrastruktureller Meilenstein und ein cooler Schritt für den Standort Tübingen«, schwärmte Till Jönke im August. Der 32 Jahre alte Routinier und Kapitän der Tigers war bereits zu Beginn der Vorbereitung ziemlich angetan von Bene Cords und dem Schritt des Basketball-Zweitligisten aus der Neckarstadt, in dieser Saison mit einer neu geschaffenen Stelle im Club und dem 25-Jährigen die Bereiche Athletiktraining und Physiotherapie zu vereinen. Das hatte es zuvor bei den Raubkatzen in dieser Form noch nie gegeben. Es darf als Schritt auf dem Weg in eine noch professionellere Zukunft gewertet werden. Denn die letztjährige Bundesliga-Saison hat mit Blick auf die Konkurrenz gezeigt: Es gibt noch reichlich Nachholbedarf. Vor allem im infrastrukturellen Bereich ist bei den Tübingern noch viel Luft nach oben.
Drei Monate später scheint sich die Verpflichtung von Cords mehr als bewährt zu haben. Dieses Mal wird Jönke im GEA-Gespräch sogar noch euphorischer, wenn er über den stets gut gelaunten jungen Mann mit dem Zopf spricht. »Wenn ich ihn bewerten müsste und es zehn Punkte geben würde, würde er von mir zwölf bekommen. Hut ab, was er leistet«, betont die Tübinger Führungs- und Identifikationsfigur, die in bislang durchschnittlich 21 Minuten Einsatzzeit 6,7 Punkte pro Partie erzielt, und erklärt: »Ich bin jetzt schon lange dabei, habe aber selten einen so sympathischen und engagierten jungen Mann gesehen. Bene gibt wirklich alles, ist innovativ, hat immer neue Ideen und wird von allen vollstens respektiert und akzeptiert.«
Wer ist dieser Bene Cords überhaupt?
Der gebürtige Bonner Cords, der in Fürstenfeldbruck bei München aufgewachsen ist, darf sich seit dem 1. November offiziell als Physiotherapeut betiteln. Kürzlich absolvierte er erfolgreich das Staatsexamen, zuvor hatte er bereits sein Bachelor-Studium an der Uni Tübingen im Bereich Gesundheitsförderung abgeschlossen. Parallel zu seiner Tätigkeit bei den Zweitliga-Basketballern ist er als Physiotherapeut fest beim Tigers-Partner ZAR angestellt. Der Hauptfokus liegt jedoch auf der Arbeit mit den Tübinger Profis.
Cords ist bei jedem Training in der Panzerhalle im französischen Viertel und bei den Heim- und den meisten Auswärtsspielen mit dabei. Der Vorteil, der sich daraus für die Spieler ergibt, liegt auf der Hand. Sie haben immer einen direkten Ansprechpartner vor Ort. Der 25-Jährige, der an Spieltagen immer von einem weiteren Physiotherapeuten von extern unterstützt wird, übernimmt nicht nur zweimal pro Woche eine rund 45-minütige Kraft- und Athletikeinheit und gestaltet bei jeder Einheit unter anderem das Warmup, sondern kann sich parallel zum Training um angeschlagene oder verletzte Spieler kümmern.
Sein oberstes Ziel? Möglichst viele Spiele gesund durch die Saison bringen
Sein oberstes Ziel? »Möglichst viele Spieler möglichst gesund durch diese Saison zu bringen.« Das gelingt Cords bislang offenbar ganz gut. »Wir hatten bis jetzt noch keine größere Verletzungen, das ist auch sein Verdienst«, meint Jönke und ergänzt: »Vor allem an einem harten Doppelspieltag wie zuletzt ist es unfassbar wichtig, dass wir Spieler nach dem Training die Möglichkeit zur Physiotherapie und Massagen direkt vor Ort in der Panzerhalle haben.« Lange ist Cords noch nicht im Profi-Geschäft, dennoch hat er bereits wichtige Erkenntnisse für seine Arbeit - vor allem im athletischen Bereich - gesammelt.
»Keep it super simple«, lautet das Mantra des 25-Jährigen. Warum er dieser Meinung ist? »Der Job der Jungs ist es, Basketball zu spielen. Und Basketball ist eine super komplexe Sportart. Sie haben wenig Zeit und Kopf dafür, sich dann auch noch auf die kompliziertesten Übungen zu konzentrieren. Meistens reichen solide Basisübungen, um den Effekt zu erzielen, den man auch mit komplizierten Übungen erzielen würde.«
Welche Aspekte sind für einen Basketball-Profi besonders wichtig?
Doch - um nun so richtig tief in die Materie einzusteigen - welche Aspekte sind für einen Basketball-Profi besonders wichtig? »Im Vergleich zum Fußball hat man beim Basketball viel kürzere Distanzen und deutlich mehr Stop-and-Go-Bewegungen und kurze Antritte«, so der Athletik-Coach. Der Hauptaspekt im Krafttraining liege darin, den Körper auf diese Belastungen vorzubereiten. Zum Beispiel durch Überladung mit Gewicht(en). Und im athletischen Teil? Dort wird vor allem am Beschleunigen und Abbremsen gearbeitet. »Vorwärts, seitwärts«, berichtet Cords. Wichtig sei auch, den Basketballer in bestimmte Gelenkwinkel zu bringen, die er nicht gewohnt sei, damit der Körper sich an solche Situationen gewöhne, falls er sie im Spiel bei einer ungeplanten Bewegung mal einnehmen müsse.
»Ich bin sehr dankbar und happy hier gelandet zu sein«, sagt Cords. Glücklich sind in jedem Fall aber vor allem die Raubkatzen um »Oldie« Jönke und Co. Wie sagt man so schön? Eine Win-Win-Situation. (GEA)