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Aktuell Interview

Was zeichnet einen Weltklasse-Schiedsrichter im Tennis aus?

Nico Helwerth war als Stuhlschiedsrichter bereits bei den Grand-Slam-Endspielen der Australian, den French und US Open im Einsatz. Der 38-jährige Stuttgarter erklärt, worauf es in seinem Job bei den größten Turnieren der Welt ankommt.

Nico Helwerth im Einsatz.
Nico Helwerth im Einsatz. Foto: FFT
Nico Helwerth im Einsatz.
Foto: FFT

METZINGEN. Man hört sie nach jedem Ballwechsel und doch nimmt man sie im besten Fall gar nicht wahr. Die Schiedsrichter im Tennis. Zu den besten »Umpires« auf der Welt zählt unter anderem der Stuttgarter Nico Helwerth. GEA-Sportredakteur Maximilian Ott hat mit dem 38-Jährigen und mehrmaligen Grand-Slam-Finalschiedsrichter am Rande des ITF-Turniers Metzingen Open über seinen spannenden Job gesprochen.

GEA: Was zeichnet einen guten Schiedsrichter aus?
Nico Helwerth: Es hilft natürlich, wenn du den Ball siehst (lacht). Ich glaube die wichtigste Fähigkeit ist aber, dass man mit den Spielern gut und offen kommuniziert. Zudem sollte man entscheidungsfreudig sein und schnelle Entscheidungen treffen. Auch wenn es eventuell unangenehm ist.

Teilweise sieht man, dass die Schiedsrichter von den Profis verbal hart angegangen werden. Wie schwer ist es, in diesem Momenten die Ruhe zu bewahren?
Helwerth: Die meisten Spieler sind absolut professionell und es gibt keine Probleme. Wenn es aber mal dazu kommt, muss man auch das große Ganze betrachten. Tennis ist ein brutal emotionaler Sport. Für die Spieler ist es häufig sehr schwierig. Sie sind alleine auf dem Platz und müssen sich mit sich selbst beschäftigen und gegen alle möglichen Widrigkeiten ankämpfen. Wenn es zu emotionalen Ausbrüchen kommt, lernen wir damit umzugehen. Dafür werden wir auch extra geschult. Man versucht immer auf einer sachlichen Ebene zu bleiben. Und wenn das nicht möglich ist, dann haben wir auch die Möglichkeiten, Sanktionen auszusprechen. Wir geben keine Gelbe oder Rote Karte wie im Fußball, sondern wir sprechen Verwarnungen oder Strafpunkte aus. Damit kommt man meistens ganz gut zurecht.

»Normalerweise macht man bei Grand Slams zwei Matches am Tag. Die Ansetzungen gibt es erst immer am Abend davor«

Sie sind seit vielen Jahren bei Grand-Slam-Turnieren im Einsatz. Welches ist eigentlich ihr Lieblingsuntergrund?
Helwerth: Der Sandplatz. Auf diesem bin ich groß geworden. In Deutschland spielen wir auf den meisten Plätzen auf Sand. Da fühle ich mich einfach am wohlsten. Der Belag kann jedoch sehr schwierig sein, weil man eben die Ballmarke hat. Ich finde aber, dass das eher ein Vorteil ist. Du kannst die Ballmarken nutzen und musst es auch tun. Ich habe aber keinen Belag auf dem ich sage: um Gottes Willen. Das kann man sich auf diesem Niveau nicht mehr leisten (lacht).

Wie oft ist man während eines Turniers im Einsatz und wann bekommt man Bescheid?
Helwerth: Normalerweise macht man bei Grand Slams zwei Matches am Tag. In der zweiten Woche in der Regel dann täglich nur noch eine Partie. Da hat man vielleicht auch mal Glück und bekommt einen Tag frei (lacht). Die Ansetzungen gibt es erst immer am Abend davor. Ich werde am Freitagabend also erfahren, wie und wann es bei Olympia für mich losgeht. (GEA)