METZINGEN. Aller guten Dinge sind drei. Das dachte sich auch die Metzingerin Laura Siegemund. Die 36-Jährige startet bei den Olympischen Spielen in Paris in gleich allen drei Disziplinen. Im Einzel, Doppel und sogar im Mixed-Doppel. Und das mit keinem Geringeren als dem deutschen Topstar Alexander Zverev an ihrer Seite. Bereits vor drei Jahren in Tokio war Siegemund in allen drei Wettbewerben dabei, scheiterte im Mixed damals aber gemeinsam mit Doppel-Spezialist Kevin Krawietz im Viertelfinale am serbischen Duo, bestehend aus Tennis-Legende und Superstar Novak Djokovic und der eher unbekannteren Nina Stojanovic.
Nun macht die ehemalige Nummer 27 der WTA-Rangliste ab Montag also gemeinsame Sache mit dem French-Open-Finalisten aus diesem Jahr, mit dem sie bereits für den entscheidenden Sieg beim United-Cup-Titelgewinn im Januar in Sydney sorgte. Auf dem Weg zur Goldmedaille muss sich das deutsche Mixed-Doppel allerdings gegen namhafte Konkurrenz durchsetzen. So schicken die USA Taylor Fritz mit der gerade frisch zur Fahnenträgerin ernannten Coco Gauff ins Rennen. Ein interessantes Duett stellen auch Daniil Medvedev und Mirra Andreeva dar, die als russische Athleten unter neutraler Flagge starten werden. Überzeugungsarbeit leistete die Griechin Maria Sakkari, die Topspieler Stefanos Tsitsipas zu einer Mixed-Teilnahme überreden konnte, nachdem dieser neben dem Einzel eigentlich nur im Doppel mit seinem Bruder Petros antreten wollte. Interessant: Bei den French Open gewann die Metzingerin kürzlich den Titel im Mixed mit dem Franzosen Édouard Roger-Vasselin. Dieser Wettbewerb liegt ihr also.
»Die Olympischen Spiele möchte ich in erster Linie einfach genießen, weil es für mich Wahnsinn ist, nochmal dabei zu sein«
Was aber ist das Ziel von Siegemund bei ihrer dritten und ziemlich sicher letzten Olympia-Teilnahme? »Die Olympischen Spiele möchte ich in erster Linie einfach genießen, weil es für mich Wahnsinn ist, nochmal dabei zu sein. Das hätte ich nach Tokio 2021 nie für möglich gehalten«, sagte sie am Freitag gegenüber dem GEA. »Aber natürlich habe ich mit Sascha und Angie starke Partner an meiner Seite, mit denen ich auch viel erreichen kann.« Die 36-Jährige, die inzwischen bei den Damen zu den besten Doppel-Spielerinnen der Welt gehört und 2020 mit der Russin Vera Zvonareva sogar das Grand-Slam-Turnier US Open gewann, macht auch mit einer weiteren ehemaligen deutschen Weltklasse-Spielerin gemeinsame Sache.
Mit der dreimaligen Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber geht die Metzingerin als Damen-Doppel für Deutschland ins Rennen. Eine Premiere, die ziemlich besonders werden dürfte. Schließlich verkündete Kerber in dieser Woche, dass sie nach Olympia ihre Karriere beenden wird. »Gerade weil es ihr letztes Turnier sein wird, wünsche ich mir, dass wir gemeinsam eine tolle Zeit haben und gleichzeitig natürlich erfolgreich spielen werden, um ihr einen schönstmöglichen Abschied im deutschen Team zu bescheren«, betont Siegemund, die 2021 mit Anna-Lena Friedsam und 2016 in Rio de Janeiro an der Seite von Anna-Lena Grönefeld jeweils in der ersten Runde scheiterte, vor dem Erstrundenauftritt mit Kerber am Sonntag.
»Für mich ist Metzingen meine Heimat und ein wichtiger Ankerpunkt, weil ich dort aufgewachsen bin«
Bereits am Samstag startet die deutsche Nummer zwei (Platz 64 in der Weltrangliste) in den Einzel-Wettbewerb. Hier dürfte sich die 36-Jährige sportlich vermutlich die wenigsten Chancen ausrechnen. Allerdings zeigte sie mit ihrem Zweitrundeneinzug jüngst in Wimbledon und einer starken Leistung gegen die Weltranglistenvierte Elena Rybakina (3:6, 6:3, 3:6), dass man sie immer noch auf dem Schirm haben muss und keinesfalls unterschätzen darf. In Paris geht es für Siegemund zum Auftakt gegen die Weltranglisten-Neunte Danielle Collins aus den USA, gegen die sie im Februar in Doha/Katar glatt in zwei Sätzen unterlegen war.
Zum Abschluss geht es gedanklich nochmal zurück in die Region. Wie oft sie noch in ihrer Heimat im Ermstal ist? »Wenn ich es zwischen meinen vielen Turnierreisen schaffe mal ein paar Tage nach Deutschland zu kommen, besuche ich in der Regel immer meine Eltern in Metzingen. Für mich ist Metzingen meine Heimat und ein wichtiger Ankerpunkt, weil ich dort aufgewachsen bin«, berichtet Siegemund. Öfter als in Deutschland ist sie allerdings mittlerweile auf Sardinien, wie sie erklärt: »Es ist durch meinen sardischen Freund seit Jahren meine zweite Heimat und dort ist mittlerweile auch meine Trainingsbasis.« (GEA)