REUTLINGEN. Ein wenig nachdenklich wirkt SSV-Trainer Alexander Strehmel dieser Tage. »Ja...es geht so«, antwortet er auf die Frage nach seinem Wohlbefinden. Der Stolperstart seiner Reutlinger Fußballer macht ihm zu schaffen. Nur zwei Punkte aus drei Oberliga-Partien konnten gesammelt werden. An diesem Samstag (14.30 Uhr) haben die Nullfünfer die Chance, es beim SV Oberachern besser zu machen.
- Warum ist das Spiel so wichtig?
Es gibt gleich zwei Gründe, warum die Partie von entscheidender Bedeutung ist. Erstens: Es geht um nicht weniger als die Frage, ob die Nullfünfer aus einem holprigen Start einen Fehlstart machen, oder ob ihnen durch einen Erfolg die Trendwende glückt. Drei Punkte wären für die Moral des Teams, das bisher in drei Oberliga-Spielen keinen Sieg einfahren konnte, extrem wichtig. Ein weiteres Unentschieden würde nicht allzu viel nutzen, denn irgendwann müssen nun mal Zähler her, um sich möglichst bald von den unteren Rängen zu verabschieden und nicht am Ende wieder zittern zu müssen. Zweitens: Die Begegnung ist ein Charaktertest. Im Rückspiel der vergangenen Runde gegen Oberachern passierte den Reutlingen exakt das, was ihnen auch in dieser Saison mehrfach zum Verhängnis wurde: Die Kicker spielten ordentlich, führten mit 1:0 und gingen am Ende mit einem 1:1 vom Feld. Dem Strehmel-Team sollte es unter keinen Umständen passieren, zum fünften Mal in dieser Saison einen Vorsprung zu vergeben.
- Warum ist der Start so durchwachsen?
Trainer Strehmel hat eine klare Antwort. "Durch die Sperren und ganzen Umstellungen haben wir keinen Rhythmus und keine Automatismen. Genau das, was uns in der guten Phase letzte Saison stark gemacht hat." Besonders dass der zentrale Mittelfeldspieler Yannick Toth durch den Ausfall von Innenverteidiger Sladan Puseljic (Rotsperre) auf dessen Position rücken musste, veränderte die Statik des gesamten Spiels. "Mit Johannes Wally (19) und Nedim Pepic (27) mussten zuletzt gleich zwei andere Kicker auf der "Sechs" die Fäden ziehen. Denn auch Jonah Adrovic (23), der sonst an der Seite von Toth im Zentrum steht, fällt verletzt aus. "Jetzt sehen wir, wie wichtig er war", betont der SSV-Coach. Dazu kommen einfache Nachlässigkeiten in der Verteidigung, die es dem Gegner phasenweise zu leicht machen, Tore zu schießen. "Wir haben bis auf ein Vorbereitungsspiel keine Partie ohne Gegentreffer gehabt", kritisiert der ehemalige Profi des VfB Stuttgart. "Die Mannschaften müssen nicht viel machen, um gegen uns ein Tor zu erzielen. Das darf nicht mehr so einfach sein."
- Was macht Hoffnung auf einen Sieg in Oberachern?
Dass der ehemalige Zweitligist personell wieder deutlich besser aufgestellt ist und die angesprochenen Leistungsträger zurück auf ihre angestammten Positionen können. Top-Torjäger Konstantinos Markopoulos (33) kehrt genauso von seiner Rotsperre zurück wie der gesetzte Innenverteidiger Sladan Puseljic (20). Auch Außenverteidiger Luca Plattenhardt (27) und Riccardo Gorgoglione (33) sind dabei. Angemerkt werden darf auch, dass ja bisher nicht alles schlecht war. Zuletzt gegen Pforzheim (1:1) beispielsweise standen die Reutlinger bis auf das Gegentor stabil und ließen in der zweiten Halbzeit ihre Offensivqualitäten aufblitzen. »Jetzt müssen wir das Positive mitnehmen«, betont Toth, der dennoch ein »schwieriges Spiel« erwartet.
- Warum tut sich Zugang Willie Sauerborn schwer?
In den vergangenen Jahren konnte man sich auf Tore und Assists von Offensivmann Willie Sauerborn quasi blind verlassen. Nach seiner Rückkehr zum SSV Reutlingen im Sommer fremdelt der 31-Jährige allerdings noch ein wenig. Häufig war er nur zweite Wahl und auch ein Treffer gelang in der Liga noch nicht. »Unsere Spielweise ist etwas anders, wir spielen sehr viel gegen den Ball«, erklärt Strehmel und betont: »Da muss noch mehr kommen.« (GEA)

