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SSV Reutlingen trennt sich von Trainer Maik Stingel

Trainer Maik Stingel gibt beim SSV Reutlingen die Richtung vor, steht aber nach einer schwachen Rückrunde mächtig unter Beobacht
Trainer Maik Stingel. Foto: JoBaur
Trainer Maik Stingel.
Foto: JoBaur

REUTLINGEN. Die Verantwortlichen des Fußball-Oberligisten SSV Reutlingen zogen die Reißleine und trennten sich von Trainer Maik Stingel. »Der SSV Reutlingen 1905 Fußball e.V. gibt bekannt, dass Maik Stingel nicht länger Trainer der ersten Mannschaft sein wird.« Das verkündete der Club gestern Abend auf seiner Homepage. Dass der SSV nicht in der Lage war, die Presse mit dieser Nachricht zu versorgen, ist ein Armutszeugnis. Irgendwie läuft es bei den Nullfünfern seit geraumer Zeit nicht rund – auf dem Spielfeld nicht, und abseits auch nicht. Der Verein hat es versäumt, die Medien von dieser für die Fußball-Fans in der Region durchaus relevanten Entscheidung zu unterrichten.

Wegen der fehlenden Konstanz in der Hinrunde und der geringen Punktausbeute habe sich der SSV Reutlingen entschieden, die Zusammenarbeit mit Stingel als Trainer der Ersten zu beenden, lautet der Wortlaut auf der Homepage. Sportvorstand Christian Grießer äußerte sich wie folgt: »Leider funktioniert im Fußball nicht immer alles wie geplant. Der aktuelle Punktestand und Tabellenplatz entsprechen weder den Erwartungen von Maik noch denen des Vereins.«

»Leider funktioniert im Fußball nicht immer alles wie geplant«

Die Reutlinger haben in 18 Spielen 19 Punkte eingeheimst und werden in der Tabelle in dem 18er-Feld als 15. notiert. Der Rückstand auf Platz zwölf, der definitiv zum Klassenverbleib reicht, beträgt bereits sechs Punkte, wobei der SSV noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat.

Zu Beginn der Runde herrschte an der Kreuzeiche großer Optimismus. Der Kader war gespickt mit versierten Routiniers und zahlreichen Jungen Wilden. Zudem betonte Stingel, dass er aus seinen Fehlern der Vorsaison gelernt habe und stärker den Kontakt zu den Führungsspielern suche. In der Punktebilanz schlug sich das allerdings nicht nieder. Zuletzt zeigte die Formkurve steil nach unten. In den zurückliegenden neun Begegnungen wurde nur ein Dreier eingefahren. Damit sank die Stingel-Bilanz in den Keller. Der A-Lizenz-Inhaber hatte im Januar das Kommando übernommen und brachte es im Jahr 2023 in 32 Punktspielen auf 30 Punkte, was einem erbärmlichen Schnitt von 0,94 Zählern entspricht. Vergangene Runde schlitterte der SSV haarscharf am Abstieg in die Verbandsliga vorbei. Und in dieser Runde ging es wieder in Richtung Tabellenkeller, auch wenn das Team einige ordentliche Auftritte hatte. Dennoch muss festgehalten werden: Unter Kommandogeber Stingel gab es keinen Fort-, sondern einen Rückschritt. Die Ergebnisse waren unbefriedigend und immer öfter auch die Darbietungen auf dem Platz.

Weder Trainingsinhalte, Philosophie, Organisation oder zwischenmenschlicher Umgang seien für den SSV ausschlaggebend für die Trennung von Stingel gewesen, betonte Grießer, der den Eninger als »menschlich und fachlich außergewöhnlichen Trainer« bezeichnet. Zuletzt hatte sich Stingel allerdings selbst in Bredouille gebracht, als er Kapitän Denis Lübke und den Mannschaftsrat absetzte. Mit dieser Maßnahme dürfte der 31-Jährige, der beim SSV die Fußballschule leitet, den Rückhalt im Team endgültig verloren haben. Der Sportwissenschaftler Stingel übernahm im Januar 2019 einen Trainerjob im Nachwuchsbereich des SSV. In der Saison 2021/22 führte er die A-Junioren zur Oberliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bundesliga. Ende März 2022 stieg er als Co-Trainer von Albert Lennerth bei der ersten Mannschaft ein. Ende September legte er dieses Amt nieder.

Und wie geht es weiter beim Ex-Zweitligisten, der seit der Insolvenz im Jahr 2010 in der Oberliga Baden-Württemberg angesiedelt ist? Die Verantwortlichen würden »im intensiven Austausch mit möglichen Trainerkandidaten« stehen. »Wir sprechen mit Personen, die zur Vereinsphilosophie passen, konzeptionell arbeiten und aus der Region stammen.« (GEA)