TÜBINGEN. Es war zwar nur ein Testspiel und doch machte sich nach der 2:3 (2:0)-Niederlage von Fußball-Oberligist SSV Reutlingen gegen die TSG Tübingen bei Trainer Maik Stingel – Chefcoach Albert Lennerth war arbeitsbedingt verhindert – Ernüchterung breit. Zu schwach, zu fehlerhaft, zu ideenlos präsentierten sich die Reutlinger im zweiten Spielabschnitt. Ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Der Verbandsligist war die klar bessere Mannschaft und startete nach 0:2-Pausenrückstand eine imposante Aufholjagd, die im 3:2-Siegtreffer durch den eingewechselten Noah Dörre mit dem Schlusspfiff gipfelte.
»Man muss den Teufel jetzt nicht direkt an die Wand malen, aber die zweite Halbzeit war einfach schlecht«, sagte Stingel. Gefühlt sei jeder relevante Zweikampf – insbesondere in der letzten Linie – an die Tübinger gegangen. »Unser Spiel mit Ball war sehr fehlerbehaftet, gepaart mit vielen falschen Entscheidungen. Wir hatten viel zu viele Ballverluste«, kritisierte der 29-Jährige. Dabei hatte Furkan Özüdogru kurz vor Spielende die große Chance für den SSV, zumindest ergebnistechnisch einen versöhnlichen Abschluss mit der völlig verkorksten zweiten Hälfte zu finden. Doch der von den A-Junioren aufgerückte Mittelfeldspieler scheiterte frei stehend an TSG-Keeper Hafiz Aslan.
»Unser Spiel mit Ball war sehr fehlerbehaftet, gepaart mit vielen falschen Entscheidungen«
In Durchgang eins zeigte der SSV noch ein ganz anderes Gesicht und war die bessere und aktivere Mannschaft. Schnell führte der Kreuzeiche-Club mit 2:0. Das erste Reutlinger Tor fiel nach einer Ecke in der 5. Minute durch Jan-Christian Beifuß. Nach einer gescheiterten Klärungsaktion kam der Ball zum dynamischen Linksverteidiger, der ihn per Volley aus kurzer Distanz ins linke untere Eck verwandelte. Nur sechs Minuten später erzielte Innenverteidiger Nils Staiger dann ein Tor aus der Kategorie kurios. Dem 23-Jährigen missglückte kurz nach der Mittellinie ein Seitenwechsel, der Ball wurde länger und länger und segelte über den verdutzten Tübinger Schlussmann hinweg ins Tor.
Im Anschluss wurden die Reutlinger immer wieder gefährlich, wenn die beiden hochstehenden Außenverteidiger (Jan-Christian Beifuß und Tom Schiffel) durch Diagonalbälle hinter die Abwehrkette geschickt wurden. Insbesondere Kapitän Pierre Eiberger leitete einige gefährliche Angriffe ein. Die beste Chance, die aus diesem Angriffsmuster entstand, hatte Muhamed Sanyang (36.). Doch auch in dieser Situation zeigte TSG-Torwart Aslan eine gute Parade. Oftmals fand sich nach diesen Situationen allerdings auch kein Abnehmer im Strafraum.
»Wir müssen das Level, das wir gezeigt haben, beibehalten und den Schritt nach vorne nun gegen Tübingen bestätigen«, forderte Chefcoach Lennerth jüngst nach dem 6:0-Erfolg gegen den SV Böblingen am Sonntag. Nach den gestrigen 90 Minuten muss man ganz klar sagen: Es war vielmehr ein Schritt zurück. Weiter geht es am Samstag, dann stehen für die Reutlinger gleich zwei Testspiele auf dem Programm. Gegen den TSV Eningen (17 Uhr) und den TSV Sielmingen (15 Uhr). (GEA)