VALENCIA. Fast könnte man ihn beneiden. Am Freitag hatte es in Valencia bis 22 Grad, war sonnig und fast kein Wind blies den Fahrern um die Nase. Dort an der Costa Blanca startet an diesem Wochenende Marius Mayrhofer in die neue Radsport-Saison. Die zwei Eintages-Rennen "Gran Premio Castellon" und Classica Comunitat Valenciana" stehen auf dem Programm. Weil die spanische Millionen-Stadt aufgrund der angenehmen Witterung und der einfachen Erreichbarkeit weitere Vorzüge aufweist, hat das Tudor-Pro-Cycling-Team, für das der Dußlinger seit dem Vorjahr startet, hier auch im Dezember und Januar zwei Trainingslager abgehalten.
Und das ließ sich schon mal positiv an. Im Vorjahr waren Flugverbindungen auf dem Weg zu Rennen oder zurück für Mayrhofer oft ein Ärgernis. »Eine Stunde Verspätung ist normal - echt krass«, hatte er damals gesagt. Einmal war auch ein Koffer von ihm nicht angekommen. Darin waren Radschuhe und Rad-Brille enthalten. Man kann sich seine Reaktion unschwer vorstellen. Diesmal ging alles glatt. »Das ist nicht selbstverständlich«, meinte er mit einem Lächeln.
Gefahr von Stürzen steigt
Eine weitere Erfahrung, die seine vergangene Saison geprägt hat: Die Rennen sind für die Profis gegenüber früheren Jahren allesamt stressiger geworden. Weil es auf den Strecken immer wieder Schlüsselstellen gibt, in denen die Teams Fahrer möglichst im Vorderfeld in Position haben wollen. »Das wird immer mehr, immer wichtiger. Die Hektik wächst. Das macht's sau-gefährlich. Man kann nur hoffen, dass man durchkommt«, sagt der 24-Jährige. Durch die zunehmend schnelleren und immer früher eröffneten Rennen steigt die Gefahr von Stürzen, die im Vorjahr auch einige World-Tour-Konkurrenzen kennzeichneten.
Auch Mayrhofer kam damals mehrfach zu Fall, so dass er in der zweiten Saisonhälfte weniger Top-Ten-Ergebnisse als in den ersten Monaten hatte. Die fünfwöchige Pause im Anschluss an sein letztes Saison-Rennen im Oktober in Frankreich war denn auch notwendig und »für den Kopf mal wichtig«. Langweilig ist es ihm in dieser Zeit ohne Wettkämpfe nicht geworden. Der 1,82 Meter große Fahrer ging wandern, hier oder im Ausland, war bei der Präsentation der Tour der France in Paris, es gab ein Treffen seines Tudor-Teams, zu dem 30 Profis aus 13 Nationen gehören, oder ein Foto-Shooting für einen Sponsor stand auf dem Programm.
Namen, die Radsport-Fans elektrisieren
Valencia ist der Aufgalopp in eine Saison, in der sich Mayrhofer schon sehr auf die Klassiker ab Ende März freut. Ihre Namen wie Mailand-Sanremo, Gent-Wevelgem, Paris-Roubaix ,Amstel GoldRace oder Lüttich-Bastogne-Lüttich elektrisieren Radsport-Fans. Diese Rennen kommen seinen Qualitäten als endschnellem Allrounder entgegen. »Ich hoffe, dass ich dort vielleicht mal einen richtigen guten Tag erwische. An den Sieg denke ich nicht. Aber ich will so gut wie möglich abschneiden«, sagt der Dußlinger. Seine Vorfreude auf diese Highlights ist besonders groß, weil er sie schon aus U19-Zeiten kennt.
Die Top-Stimmung, für die die Fans an der Strecke sorgen, und die große Aufmerksamkeit, die diese Rennen und die Fahrer bekommen, sind zwei der Gründe, warum es ihm die Klassiker angetan haben. Aber auch die Fahrer, »die Ausstrahlung haben«, wie die knapp 80 Kilogramm schweren Wout van Aert oder John Degenkolb, gehören für ihn zu diesen Rennen dazu. Mayrhofer: »Es ist von der Ästhetik schöner, solche Typen dabeizuhaben, als sich komplett runterzuhungern.« Denn heute werde viel am Gewicht optimiert. Typen wie van Aert oder Degenkolb würden daher weniger werden in der Profi-Szene. (GEA)