LICHTENSTEIN/MÖSSINGEN. Als Tobias Wild vor Saisonbeginn deutlich machte, dass er mit dem Aufsteiger SG Ober-/Unterhausen in der Handball-Verbandsliga oben mitmischen wolle, wirkten seine Worte gewagt. Nunmehr sind fünf Spieltage absolviert – und die Einschätzung des Trainers erweist sich als Volltreffer. »Wir sind in der Liga angekommen. Ich bin weitestgehend sehr zufrieden mit der Leistung«, betont Wild, dessen Mannschaft nach zuletzt zwei Siegen mit 7:3 Punkten vor dem Derby-Kracher am Samstag (20 Uhr, Ernst-Braun-Halle) gegen die Spvgg Mössingen (6:4) den zweiten Tabellenrang einnimmt.
An Selbstvertrauen scheint es den Lichtensteinern nicht zu mangeln. Und unweigerlich treten die Erinnerungen an das Kräftemessen beider Clubs zutage, als die SG im letzten Hinrundenspiel der Saison 2022/23 dem kommenden Gegner mit 34:22 eine Lehrstunde erteilte. Dass die Mössinger knapp fünf Monate später mit einem Heimsieg (31:25) vor 1.000 Zuschauern dennoch Landesliga-Meisterschaft und Aufstieg feierten, bleibt ebenso unvergessen. »Bei OU sitzt der Stachel noch immer tief«, sagt Michael Tröster.
Gemischte Gefühle bei Tröster
Wenn der in Unterhausen wohnende Spvgg-Trainer sich am Samstag mit gemischten Gefühlen auf den Weg in die Ernst-Braun-Halle macht, dann liegt es an den Sorgenfalten, mit denen er in das Match gegen seinen Heimatverein geht. Seiner Mannschaft fehlt es an Stabilität, wie der jüngst glückliche Erfolg (31:29) gegen Schlusslicht HSG Schönbuch zeigte. »Was wir können, kriegen wir nicht auf die Platte. Wir werden uns ganz schön strecken müssen«, erklärt Tröster.
Dass es bei den Steinlachtälern noch nicht wie gewünscht läuft, hat in erster Linie mit der Verletztenliste zu tun. »Ober-/Unterhausen hat keine zwei Kreuzbandrisse zu verkraften«, betont Tröster. Die Stammkräfte Roman Midinet und Kai Kussmann fehlen oft an allen Ecken und Enden. Dieses Handicap komplett zu kompensieren, ist nicht möglich. Die Mössinger hoffen, dass nicht auch noch der angeschlagene Kapitän Lukas Sulz ausfällt.
Wild vermisst noch die Kaltschnäuzigkeit
Der Ober-/Unterhausener Trainer weiß um den Vorteil, denn sein Team blieb bisher von längerfristigen Ausfällen verschont. »Von der Papierform her sind wir gerade besser aufgestellt und gehen leicht favorisiert ins Spiel«, sagt Wild. Schränkt aber gleichzeitig ein: »Jedes Spiel startet bei Null. Und jedes Mal müssen wir uns wieder beweisen. Wenn wir so auftreten wie in Esslingen, werden wir nicht gewinnen.« In einigen Aktionen vermisst Wild noch die »Kaltschnäuzigkeit, wenn es in die Crunchtime geht«.
Bei einer etwas besseren Chancenverwertung hätte die SG gut und gern mindestens einen Punkt mehr zu Buche stehen. Ein wichtiger Faktor dürfte deshalb sein, wie die Mössinger gegen den besten Angriff der Liga agieren werden. Von den 169 Toren gehen allein 50/17 auf das Konto von Florian Grauer. »Michi ist bekannt dafür, dass er sich immer etwas einfallen lässt«, bemerkt Wild. Aber egal, welche Deckungsformation Tröster auch bevorzugen werde, den Ober-/Unterhausener Coach ficht das nicht an: »Das bereitet mir kein Kopfzerbrechen.« (GEA)