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Welche Erkenntnisse der zweite VfB-Heimsieg in dieser Saison geliefert hat

Der Negativ-Trend des VfB Stuttgart in der Bundesliga ist vorerst gestoppt. Der Vizemeister bezwingt Aufsteiger Holstein Kiel am Samstagmittag verdient mit 2:1 (1:0). Was beim zweiten Heimsieg in dieser Saison aufgefallen ist.

Erneut der Matchwinner beim VfB Stuttgart: Angreifer El Bilal Toure.
Erneut der Matchwinner beim VfB Stuttgart: Angreifer El Bilal Toure. Foto: Eibner/Frank
Erneut der Matchwinner beim VfB Stuttgart: Angreifer El Bilal Toure.
Foto: Eibner/Frank

STUTTGART. Der VfB Stuttgart kann durchatmen. Der Negativ-Trend in der Bundesliga ist nach drei sieglosen Partien in Folge vorerst gestoppt. Nach dem verdienten und fast schon unnötig spannend (siehe letzter Punkt) gemachten 2:1 (1:0)-Heimerfolg gegen Aufsteiger Holstein Kiel sieht die Welt rund um den Traditionsclub aus Bad Cannstatt plötzlich wieder ganz anders aus. Mit zwölf Punkten aus acht Spielen liegt der Vizemeister nun auf Rang acht und damit nur noch drei Zähler hinter Meister und dem aktuell drittplatzierten Bayer 04 Leverkusen. Was aber waren die Erkenntnisse aus dem zweiten Heimsieg in dieser Saison?

- El Bilal dreht auf:
Matchwinner am Dienstag in Turin, Matchwinner am Samstag gegen Kiel. Die Ausbeute des 23-jährigen Angreifers, der nach seiner Leihe im Sommer vom italienischen Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo zuvor noch nicht wirklich bei den Schwaben in Erscheinung getreten war, in dieser Woche kann sich mehr als sehen lassen. »Ich weiß nicht, was schöner war. Sein Tor oder seine Vorlage«, betonte VfB-Angreifer Deniz Undav, der nach 19 Minuten mit seinem fünften Saisontor und einem sehenswerten Lupfer über Kiel-Keeper Timon Weiner die Führung für die Hausherren erzielt hatte. Mindestens genauso sehenswert war dabei die Vorlage von El Bilal Touré. Der Nationalspieler Malis leitete Undavs Treffer mit einem Sprint über das gesamte Spielfeld und einem letztlich perfekt getimten Schnittstellenpass ein. Besser geht's nicht. Bärenstark war auch sein Tor zum 2:0, als der Angreifer einen Distanzschuss aus rund 25 Metern im rechten Eck versenkte. Ein absurdes Tempo, eine brutale Wucht und große Abschlussstärke: Dieses Paket gibt es im Stuttgarter Kader nur ein einziges Mal. Und genau deshalb wird der 23-Jährige immer wichtiger für den Vizemeister. El Bilal bringt alle Anlagen dazu mit, um im weiteren Saisonverlauf so richtig zu explodieren.

- Millot einfach anders:
Es ist ein wahrer Genuss, dem französischen Feingeist des VfB beim Spielen zusehen zu dürfen. Das lag am Samstagmittag allerdings nicht an seinen spektakulären Dribblings, mit denen Enzo Millot in den vergangenen Wochen häufig herausragte und regelmäßig seine Gegenspieler zu Statisten werden ließ. Weil Kapitän Atakan Karazor eine Pause benötigte, beorderte Hoeneß den 22-Jährigen neben Angelo Stiller auf die Doppelsechs. Dort zeigte Millot, dass er nicht nur die Klaviatur der feinen Töne beherrscht. Der Franzose bestach gegen die tiefstehenden Kieler durch viele aggressive Ballgewinne und einem fehlerlosen Auftritt. Jeder Pass stimmt bei ihm. Jeder Pass ist genauso gespielt, wie er gespielt werden muss. Diese vermeintliche Leichtigkeit ist grandios und genial anzuschauen. Mit anderen Worten: Dieser Enzo Millot ist einfach anders.

- Leweling spielt immer:
In Bad Cannstatt hat sich längst eine neue Regel etabliert: Jamie Leweling spielt immer. Während dem einen oder anderen seiner Teamkollegen aufgrund der Dreifachbelastung hin und wieder eine Verschnaufpause gegönnt wird, findet sich der 23 Jahre alte frischgebackene deutsche Nationalspieler Woche für Woche in der Startelf wieder. Bis auf die Erstrundenpartie im DFB-Pokal gegen Zweitligist Preußen Münster stand der gebürtige Nürnberger in allen zwölf Pflichtspielen in dieser Saison in der Startelf. Leweling hat dem letztjährigen Senkrechtstarter Chris Führich längst den Rang abgelaufen. Ein kleines Aber gibt es aber beim pyhsisch extrem starken Flügelspieler. Erst drei Torbeteiligungen in 13 Partien: Da muss für einen Offensivspieler mehr rausspringen. Gegen Kiel erwischte der 23-Jährige nicht seinen besten Tag. Dennoch ließ ihn Trainer Hoeneß bis zu 87. Minute auf dem Feld. Es zeigt sich einmal mehr: Leweling spielt immer.

- Chabot und sein schwacher Moment:
Der Fisch schien nach dem 2:0 längst geputzt. Einer hatte aber offenbar etwas dagegen. Die Rede ist von VfB-Abwehrchef Jeff Chabot, der personifizierten Zweikampf-Maschine. Was war passiert? In der 66. Minute brachte der eingewechselte Steven Skrzybski Stuttgarts Maximilian Mittelstädt in einem Laufduell unglücklich, aber sehr heftig zu Fall. Es folgte eine Rudelbildung, bei der Chabot dem Kieler unbedingt noch ein paar nette Worte mit auf den Weg geben wollte. Erst drei Minuten zuvor hatte Chabot seine erste Verwarnung gesehen. Schiedsrichter Robert Hartmann zögerte nicht lange und schickte den Innenverteidiger nach dieser unnötigen Aktion mit der Ampelkarte vorzeitig zum Duschen. »Für mich ist es keine Gelb-Rote-Karte. Jeff geht ja nur hin und sagt: Was machst du da? Aber heute darf man ja nicht mal mehr A sagen. Aber der Schiri kann da nichts dafür, das sind die Regeln. Und diese ist wirklich bodenlos«, meinte Teamkollege Undav über die Regeländerung vor der Saison, wonach so etwas automatisch eine Gelbe Karte nach sich zieht. Trainer Hoeneß wurde dagegen deutlicher: »Damit öffnen wir ein Spiel, das total in unsere Richtung geht. Das war unnötig«, meinte der 42-Jährige und hat damit recht. Spannend hätte diese Begegnung definitiv nicht mehr werden müssen. (GEA)