PFULLINGEN. Es ist soweit: Zum ersten Mal seit acht Jahren treffen der VfL Pfullingen und die Young Boys Reutlingen wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Der GEA beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem brisanten Lokalderby in der Fußball-Verbandsliga zum Hinrunden-Abschluss am Samstag in der Echazstadt (14.30 Uhr).
- Was hat der eine, was der andere nicht hat?
Gegensätzlicher können Trends nicht sein. Während die Pfullinger nun bereits seit zwölf Partien auf einen Sieg warten und mit nur sechs Punkten abgeschlagenes Schlusslicht sind, haben die Young Boys starke 18 Zähler aus den vergangenen zehn Partien gesammelt und sich nach einem schwachen Saisonstart (nur vier Punkte aus den ersten fünf Spielen) auf den siebten Tabellenplatz vorgearbeitet. Wie der Reutlinger Aufsteiger das geschafft hat? »Meine Jungs haben gegen den Ball extrem dazugelernt. Wenn du das Spiel gegen den Ball besser im Griff hast, dann hast du automatisch mehr Ballgewinne und auf Dauer mehr Torchancen«, erklärt Cheftrainer Volker Grimminger, der bereits die Oberligisten SSV Reutlingen und den 1. CfR Pforzheim gecoacht hat, und stimmt zugleich eine Lobeshymne an: »Ich hatte noch keine Mannschaft, die die angesprochenen Dinge in so kurzer Zeit so schnell verbessert hat. Das ist brutal. Hut ab vor dieser Truppe.«
- Geht der Blick bei den Young Boys im weiteren Saisonverlauf eher nach oben als nach unten?
Gut möglich. Wobei Trainer Grimminger glaubt: »Ich denke, dass wir weder ganz oben, noch ganz unten mitspielen werden. Holzhausen und Neckarsulm sind eine Klasse für sich in dieser Liga.« Wenn die Reutlinger als Aufsteiger in dieser extrem starken Verbandsliga am Ende jedoch ohne Abstiegssorgen tatsächlich im gesicherten Mittelfeld landen würden, wäre das ganz klar als Erfolg für das erste Jahr im württembergischen Oberhaus der noch jungen Vereinshistorie zu verbuchen.
- Was macht die Negativ-Serie mit dem VfL?
»Es ist definitiv die schwierigste Phase in der jüngeren Vergangenheit«, betont Pfullingens Sportvorstand Paul Stingel. Man hätte in der Vergangenheit auch schon immer wieder Phasen gehabt, in denen es mal nicht gelaufen sei. »Aber wir haben uns dann immer rausgeboxt. Jetzt stehen wir aber am Ende der Hinrunde und haben es noch nicht geschafft«, erklärt der 28-Jährige weiter. Und trotzdem sei die Stimmung in der Mannschaft und auch im Verein grundsätzlich noch »positiv für das, wie wir aktuell dastehen«.
- Ist es das Spiel des Jahres für beide Mannschaften?
Auch wenn es niemand der Vereinsverantwortlichen zugeben würde: Unter dem Strich geht es leise, still und heimlich auch um die Vormachtstellung, wer die Nummer zwei in der Fußball-Region hinter dem Oberligisten SSV Reutlingen ist. Von einer brisanten Begegnung möchte Grimminger aber nichts wissen. »Ich habe meine Spieler darauf eingestellt, dass es ein Spiel wie jedes andere ist und sie sich nicht in Hektik versetzen oder provozieren lassen sollen.« Gleichzeitig betont der 45-Jährige: »Ich war auch als Spieler nicht so, dass Derbys das wichtigste Spiel des Jahres für mich waren. Vielleicht wird das für die Pfullinger so sein, weil es für sie eine Chance sein kann, wieder etwas gut zu machen.« Stimmt das? Ist es wirklich das Spiel des Jahres für den VfL? »Nein«, gibt sich auch Stingel zurückhaltend und ergänzt: »Ich sehe es als eine ganz normale Partie an. Für die Fußball-Region ist es aber natürlich eine schöne Sache.« Man rechne am Samstag mit mindestens 400 Zuschauern. Klar ist: Ein Sieg in diesem Derby wäre für den VfL Gold wert. In jeglicher Hinsicht.
- Welche Spieler stehen im besonderen Fokus?
Eine kleine Portion an Extra-Würze erhält dieses Derby, weil mit Kevin Haußmann und Christos Chatzimalousis im Sommer zwei Spieler aus Pfullingen zum Konkurrenten aus der Nachbarschaft wechselten. »Es wird eine besondere Partie. Allein schon deshalb, weil ich in die Gäste-Kabine laufen werde. Das habe ich davor noch nie gemacht. Aber ich freue mich auf die Jungs. Das wird auch für das Umfeld ein geiles Spiel«, sagt Chatzimalousis, der mit vielen seiner langjährigen Mitspieler noch in engem Kontakt steht und bei den Young Boys im zentralen Mittelfeld bislang der Unterschiedsspieler ist. (GEA)