PFULLINGEN. Zurück auf Anfang mit einem bekannten Gesicht heißt es für den Fußball-Verbandsligisten VfL Pfullingen vor dem bereits sechsten Jahr in Folge - das ist Rekord - im württembergischen Oberhaus. Das war bereits im vergangenen Jahr der Fall, als Trainer Michael Konietzny drei Jahre nach seinem ersten Abschied ans Jahnhaus zurückgekehrt war. Und das trifft auch in dieser Saison wieder zu. Mit dem 31-jährigen Yasin Yilmaz haben sich die Pfullinger Verantwortlichen für einen Coach mit echtem VfL-Stallgeruch entschieden, der auf den im April zurückgetretenen Konietzny und Interimstrainer Jörg Kluge folgt und bereits als Spieler (2016 bis 2021) bei den Echazstädtern auf ganzer Linie überzeugt hatte.
Damit setzt der Verein auch abseits des Feldes auf der Trainerbank den bereits auf dem Rasen seit einigen Jahren eingeschlagenen Weg konsequent fort: jung, dynamisch und entwicklungsfähig. Das ist inzwischen die Pfullinger DNA, mit der sich der Verein nicht nur in der unmittelbaren Region einen Namen gemacht hat. Nur die zweite Mannschaft der TSG Balingen, jüngst als Meister aus der Landesliga-Staffel 4 aufgestiegen, wird in dieser Verbandsliga-Saison noch jünger sein als das Yilmaz-Team. Interessant: Mit durchschnittlich 22,1 Jahren werden die Pfullinger sogar noch ein Jahr jünger sein als im Vorjahr.
Schmerzhafte Abgänge zweier Leistungsträger
Das liegt vor allem an den schmerzhaften Abgängen der beiden Leistungsträger Kevin Haußmann (30) und Christos Chatzimalousis (26), die beide zum ambitionierten Aufsteiger Young Boys Reutlingen wechselten. »Es wird nicht möglich sein, einen Kevin Haußmann in der Top-Verfassung aus der letzten Saison zu ersetzen«, betont Yilmaz klipp und klar. Die Lücke, die sich durch die Abgänge ergeben hat, muss das Team um Kapitän Matthias Dünkel gemeinsam schließen. »Spieler wie Marco Digel und Sven Packert, die bereits zur Achse gehören, müssen jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen. Timo Krauß und Roman Schubmann zählen auch zu den Hoffnungsträgern diesbezüglich. Aber es kann auch sein, dass sich neue Gesichter hervortun, die sich bislang noch nicht so richtig getraut haben und nun in Rollen schlüpfen, die aktuell noch nicht vergeben sind«, sagt der neue Trainer, der in der Pharmazie-Branche im Einkauf tätig ist und seine ersten Cheftrainer-Erfahrung zwischen 2021 und 2023 bei den Young Boys gesammelt hatte.
Auf der Zugangsseite tummeln sich neben dem 32 Jahre alten Routinier Timo Gutjahr (TSV Eningen) wieder ausschließlich junge Spieler mit einer Menge Potenzial. Zum Beispiel der 24-jährige Robin Hiller - früher viele Jahre beim SSV Reutlingen in der Jugend - vom TV Bempflingen, der nach einem Achillessehnenriss nun wieder voll angreifen möchte. Oder Rückkehrer Roman Schubmann (SV 03 Tübingen) und der erst 19-jährige Filip Djakovic (U 19, SSV). Nicht zu vergessen ist, dass in diesem Jahr mit Keeper Janis Gebhard, Max Bieller, Keanu Türk, Nico Rall, Benny Riehle und Philipp Kendel gleich sechs Spieler aus der eigenen Jugend in den Kader der Ersten aufrücken. Ein Weg, der beinahe alternativlos ist. Das findet auch Yilmaz, der sich selbst als einen leidenschaftlichen Coach beschreibt und von seinen Spielern einen mutigen Fußball sehen möchte: »Wir können und wollen uns keine Spieler leisten, die teures Geld kosten. Es geht darum, die jungen Spieler oder unsere Eigengewächse weiterzuentwickeln.«
Verbandsliga noch ausgeglichener als ohnehin schon
Doch was ist für die Pfullinger Mannschaft, die mit einem Auswärtsspiel beim TV Echterdingen (Samstag, 15.30 Uhr) in die neue Saison startet, möglich? Wieder einmal geht es für den VfL einzig und allein um den Klassenverbleib. Nichts anderes kann das Ziel sein. Und das dürfte in dieser Runde noch einmal einen Tick schwerer werden. Schließlich stoßen mit den Young Boys, dem FC Esslingen und VfR Heilbronn drei alles andere als alltägliche Aufsteiger in die ohnehin bereits sehr ausgeglichene Liga. »In der Verbandsliga ist ab Platz drei gefühlt alles Abstiegskampf pur«, glaubt Yilmaz und ergänzt: »Es wird eine sehr harte Zeit, die uns erwartet. Aber ich glaube, dass wir mehr als das Potenzial haben, um in dieser Liga zu bestehen. Wir müssen es genießen, in dieser Liga Fußballspielen zu dürfen.« (GEA)