REUTLINGEN. Zufriedene Gesichter gab's zu Hauf nach dem gelungenen Rundenauftakt des selbst ernannten Play-off-Anwärters. Knapp 500 Zuschauer hatten in der IKG-Halle für eine tolle Kulisse gesorgt. Dabei hat sich allerdings auch gezeigt, dass die Heimspielstätte der Reutlinger immer mehr an ihre Grenzen stößt. Sollte den Ravens über kurz oder lang tatsächlich der angepeilte Aufstieg in die Pro B gelingen, würde der angestrebte Umzug in die Oskar-Kalbfell-Halle einem dann immerhin Basketball-Drittligisten sicherlich eher entsprechen. Diesbezüglich gibt's noch einiges zu tun für die Verantwortlichen der TSG. Und auch bei der Mannschaft war noch nicht alles Gold, was glänzt.
Geglänzt hat aber trotzdem schon einiges. Zum Beispiel Simion Habtemichael. Der 28-Jährige avancierte mit 20 Punkten zum Reutlinger Topscorer. Fast die Hälfte davon, nämlich derer acht, hatte er bereits nach wenig mehr als drei Minuten auf seinem Konto verbucht. Als dann kurz darauf auch noch der 2,13-Meter-Hüne Javier Turner loslegte und völlig unbedrängt zum 10:2 traf, bat Söflingens Trainer Yavuz Düzgün zur Auszeit, um schlimmeres zu verhindern. »Der Start war echt schön«, stellte Habtemichael trefflich fest und ergänzte: »Da war unsere Intensität richtig hoch.«
Gäste spielen »Anti-Basketball«
Die bis dahin ziemlich nervös agierenden Gäste stellten in der Folge auf Zonen-Verteidigung um. Und sie zogen dies in den restlichen 36 Spielminuten konsequent durch. »Anti-Basketball«, bezeichnete Ravens-Coach Vasilios Tsouknidis diese Maßnahme. Sein Kommentar macht klar, was er von dieser generell eher als Notlösung angesehnen und in der nordamerikanischen Profiliga NBA bis zur Saison 2001/02 verbotenen Verteidigungsvariante hält, mit der sich aber halt relativ leicht auch athletische Spieler stoppen lassen. Es sollte sich als probates Söflinger Mittel herausstellen, um die geradezu euphorisiert aufspielenden Hausherren aus dem Rhythmus zu bringen.
Die Reutlinger erzielten durch ihre extrem resolute Abwehrarbeit in der Folge zahlreiche Ballgewinne. Weil der offensive Motor stockte, wurden diese jedoch leichtfertig hergeschenkt und eben nicht in Punkte umgemünzt. Beste Gelegenheiten zu einer deutlich zweistelligen Führung wurden ausgelassen, sodass Söflingen vor allem durch viele Freiwürfe im Spiel blieb. Daran sollte sich auch in der Folge wenig ändern. Mit 17:17 ging es in die Viertelpause; 34:29 führten die Hausherren zur Halbzeit. »28 Ballverluste sind natürlich viel zu viel. Und wir haben auch zu viele einfache Punkte in Korbnähe sowie an der Freiwurflinie liegen gelassen«, monierte Tsouknidis und übte Kritik an den Schiedsrichtern: »Wir haben uns nicht zuletzt wegen der Linie der Unparteiischen offensiv sehr schwer getan, einen Rhythmus zu finden, weil wir aufgrund unserer Foulbelastung ständig rotieren mussten.«
Fischer dreht auf
Der Grieche machte aber auch deutlich, warum der letztjährige Tabellen-Zwölfte aus dem Ulmer Stadtteil in der zweiten Halbzeit nur noch ein Mal kurz vorne lag (46:45/29.). »Die Defensive hat uns das Spiel gewonnen«, so Tsouknidis, der in diesem Zusammenhang vor allem auch die Impulse durch gelungene Aktionen von Yann Ahlgrim und Christos Kalogiannis hervorhob. Im letzten Viertel drehte dann Aufbauspieler Kilian Fischer (18 Punkte) auf. Mit einem 9:2-Lauf, davon sieben Punkte des letztjährigen Leistungsträgers, der erst vor zwei Wochen von einem langen Sommerurlaub in Florida zurückgekommen war, zogen die Reutlinger auf 59:52 weg (35.) und brachten in der Folge die ersten zwei Punkte der neuen Runde über die Ziellinie . »Wichtig war es, mit einem Sieg zu starten«, konstatierte der Ravens-Headcoach erleichtert. Weil sein Team nun direkt spielfrei ist, werde man »die Extra-Woche nutzen, um besser zu werden und die Fehler abzustellen«. (GEA)