REUTLINGEN. Ein halbes Jahrhundert Querdenkertum und Keimzelle des Ungehorsams: Ein guter Grund, auf die wechselvolle Geschichte des selbstverwalteten Jugendhauses »Kulturschock Zelle« in der Reutlinger Albstraße zurückzublicken – mit insgesamt 16 Konzerten am Freitag und Samstag, einer Streetparade durch die Stadt und einer Ausstellung, die die Geschichte der Zelle chronologisch dokumentiert.
»Geprägt vom besonderen Geist der Zelle«
50 Jahre Kulturschock Zelle: Das waren bewegende Jahre, geprägt von kleinen und großen Krisen, mehreren Standortwechseln, dem jahrzehntelangen Kampf um geeignete Räumlichkeiten und den sich regelmäßig wiederholenden Auseinandersetzungen mit der Stadtverwaltung und der Polizei. Geprägt aber auch von Solidarität, selbstverwalteter Jugendkultur, Eigeninitiative, nichthierarchischen Strukturen und unvergesslichen Konzert-Erlebnissen. Viele Ex-Zellies schwärmen heute noch vom »Gegenentwurf zur etablierten Kultur«.
Dokumentiert ist das alles in einer Ausstellung, die bis Samstag zu sehen ist und die Elsemarie Lichtenberger aus dem Archivmaterial der Zelle zusammengestellt hat. Alte Poster, Plakate, Konzertankündigungen und Flyer, die in Handarbeit zusammengeklebt wurden, Zeitungsausschnitte und stapelweise Erinnerungen hat die seit acht Jahren in der Zelle aktiv Mitarbeitende zusammengetragen, chronologisch sortiert und in Folie geschweißt. (GEA)